23.11.2013: Lima – Amsterdam – Hamburg

Tag der Rückkehr. Der Urlaub war zu Ende. Es ging wieder zurück nach Deutschland. Doch vorher gab es noch einiges zu tun. Als erste war einkaufen angesagt. Dazu gingen wir auf den nur wenige Straßen entfernten Markt. Bei unserem letzten Besuch hatte sich Dieter an einem Obststand darüber erkundigt, ob es möglich wäre, dass wir ausgepressten Maracujasaft bekommen. Dieter hatte vereinbart, dass wir diesen dann am Samstag gegen 9 Uhr abholen würde. Wir waren nicht sicher, ob wir den Saft auch wirklich bekommen würden. Früher hatten Anke und Dieter die Maracujas immer im Ganzen gekauft und dann im Haus von Dieters Vater ausgepresst und in Flaschen gefüllt. Doch das ging jetzt nicht mehr, da das Haus verkauft und Dieters Vater umgezogen war. Eine Notlösung wäre gewesen, das wir den Saft selber pressen mussten.

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Wir waren gespannt, als wir auf den Markt gingen und jenen Stand aufsuchten, wo Dieter mit einer Peruanerin gesprochen und 5 Flaschen Maracujasaft bestellt hatte. Tatsächlich bekamen wir sogar 6 Flaschen geliefert! Wir waren überrascht, aber auch sehr froh, dass es wirklich geklappt hatte und wir den leckeren frischen Maracujasaft mit nach Deutschland nehmen konnten.

Mit den 6 Flaschen Maracuja im Gepäck ging es weiter über den Markt. Wir hätten soviel einkaufen können, doch unsere Koffer hatten leider nur eine begrenzte Kapazität. Wir fürchteten jetzt schon, über die 23 Kilogramm Freigepäck hinauszukommen. Aber ein bisschen was würden wir noch zwischen die Wäsche quetschen können. Auf jedem Fall benötigten wir noch Gewürze. Yurac hatte uns bei unserem Kochkurs den Tipp gegeben, statt der Gewürzmischungen doch einfach die getrockneten Aji Blätter mitzunehmen. Das würde man ganz locker zwischen die Kleidung packen können – eingepackt, selbstverständlich – und der Geschmack wäre viel besser, als wenn man bereits getrocknetes Pulver in Tüten oder die Paste aus dem Glas kauft und mitnimmt. Also machten wir uns auf die Suche nach den Aji Blättern und wurden auch schnell fündig. Flugs wurden jeweils 500g in 2 Beuteln a 250g gekauft und eingepackt. Dann noch frische Mango und Avocado und dann ging es auch schon wieder Richtung Hotel.

Als wir den Markt verließen, trafen wir noch kurz auf Yurac, der bereits wieder die nächsten Gäste für seine Sky Kitchen Tour über den Markt führte. Wir begrüßten ihn und zeigten ihm unsere Einkäufe, dann trennten sich unsere Wege und wir gingen zurück zum Hotel. Dort verstauten wir die Sachen in unseren Koffern und packten die letzten Dinge ein, bevor wir dann alle Koffer in das Zimmer von Marion brachten. Mit dem Hotel war vereinbart worden, dass wir eines der Zimmer noch bis 15 Uhr behalten konnten, um dort die Sachen zu lagern und eine Rückzugsmöglichkeit für uns zu haben, falls sich einer noch mal etwas ausruhen wollte. Dann erreichte Dieter plötzlich eine Nachricht seines Vaters. Rolf war im Krankenhaus. Es ging ihm nicht gut. Dieter machte sich sofort auf den Weg. Anke, Marion, Sibylle und ich machten uns zu Fuß auf den Weg zu einem Bio-Markt ganz in der Nähe. Dort schlenderten wir ein wenig umher und probierten leckere Schokolade und schauten und neugierig die vielen Produkte an, die hier präsentiert wurden. Der Markt war sehr gut besucht, kein Wunder, denn es war ja Samstag. Wir bekamen eine SMS und wir erfuhren, dass Dieters Vater Lähmungserscheinungen in der Hand hatte. Als wir darüber diskutierten wurde uns wurde klar, dass wir ja eigentlich eine Verabredung zum Essen hatten, an der sowohl Dieters Vater als auch eine Freundin der Familie von Dieters Vater teilnehmen wollte. Wahrscheinlich wartete sie schon im Restaurant auf uns. Wir nahmen die Beine in die Hand und gingen schnellen Schrittes durch die Straßen Limas.

Ich war froh, das Anke sich hier auskannte, denn ich hatte längst die Orientierung verloren und wäre sicher in die völlig falsche Richtung gegangen. Nicht einmal die Richtung unseres Hotels wusste ich noch. Aber Anke kannte den Weg und führte uns sicher zu dem kleinen Seafood Restaurant. Die Bezeichnung ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, denn ein wirklich gehobenes Ambiente empfing uns in diesem Laden nicht, aber es war recht gemütlich und man bekam hervorragende Choros (Muscheln) hier. Es war eines jener Restaurants, das Dieters Eltern früher sehr regelmäßig aufgesucht hatten. Entsprechend bekannt waren auch Anke und Dieter, die hier natürlich auch schon des öfteren waren. Auch Sibylle und ich waren vor 3 Jahren hier und aßen leckere Choros. Ich hätte auch dieses Mal gerne welche gegessen, Muscheln mit Ceviche überdeckt, doch leider reagiert mein Magen seit dem letzten Silvester extrem allergisch auf Muscheln, so das ich davon absah, welche zu probieren. Auch Anke aß Choros nicht gerne und verzichtete, wir bestellten uns Anticuchos aus Fisch, in einer leichtem Tomatensoße. Während wir am essen waren, kam eine SMS von Dieter. Er würde gleich da sein, und er würde seinen Vater mitbringen. Wir waren sehr froh über diese Nachricht. Und als die beiden eintrafen, da sah Rolf doch sehr viel besser aus, als wir es erwartet hatten. Und sein Appetit war auch ziemlich gut. Deli, die Freundin der Familie traf ebenfalls noch ein.

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Sibylle, Marion, Dieter, Rolf und Deli aßen Choros, bis es keine mehr gab. Allen schmeckte es sehr gut. Dann mussten Anke, Sibylle, Marion und ich aber wieder zum Hotel zurück, denn die Koffer mussten aus Marions Zimmer geholt und ausgecheckt werden. Wir verabschiedeten uns von Rolf und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Hotel.

Nachdem wir die Koffer aus dem Zimmer geholt und unten bei der Rezeption verstaut hatten, machten sich die Frauen noch einmal auf den Weg nach Larcomar, um noch ein wenig zu bummeln und zu fotografieren. Ich wollte die Zeit nutzen, um den Blog auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich war leider ein paar Tage im Rückstand. Während ich da so alleine saß und die Ruhe genoss, schaffte ich es, 2 Tage fertig zu schreiben. Mit einem Mal stand dann Dieter neben mir und setzte sich zu mir. Er hatte seinen Vater zurück in dessen Wohnung im Altersheim gebracht und war dann mit dem Taxi wieder hierher gefahren. Jetzt konnte er endlich einmal durchatmen.

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Die Zeit verging recht langsam, aber dann war es soweit und die Frauen kamen zurück und kurz darauf kam auch unser Fahrer, der uns zum Flughafen bringen wollte. Wir luden alles in den Shuttle Bus und stiegen dann ein. Der Bus war geräumig und wir hatten ausreichend Platz für uns und unsere Rucksäcke. Dann ging es los und nun war es wirklich real. Der Urlaub ging zu Ende und wir würden bald im Flieger sitzen und nach Hause fliegen.

Doch erstmal war es fraglich, ob wir überhaut dort ankamen. Denn kaum saßen wir im Bus, da erfuhren wir von dem Guide, der uns abholte, dass das Flugzeug nach Amsterdam bereits 30 Minuten Verspätung hatte. Da wir in Amsterdam planmäßig nur 1 Stunde Aufenthalt hatten, sahen wir unseren Anschluss nach Hamburg schon in weite Ferne rücken.
Während der Bus quer durch die Innenstadt fuhr und Straßen benutzte, die wir vorher noch nie gefahren waren und die wohl auch keiner empfohlen hätte, hingen wir alle unseren Gedanken hinterher. Obwohl wir es nicht für möglich gehalten hatte, kamen wir rechtzeitig am Flughafen an. Anscheinend kannten Guide und Busfahrer ein paar Abkürzungen durch die Stadt, die uns Zeit erspart hatten.

Es ging zum Schalter und wir gaben das Gepäck auf. Die Überraschung war groß, als wir erkannten, das wir alle weit unter den zulässigen Grenzwerten waren. Soviel Obst und Gewürze hätten wir noch mitnehmen können. Aber wir ärgerten uns nicht lange, sondern nahmen unsere Tickets in Empfang und gingen hinauf zum Gate. Ohne Probleme kamen wir durch die Sicherheitskontrolle und landeten im Wartebereich vor dem Gate. Während wir dort rund 2 ? Stunden Zeit bis zum Boarding überbrücken mussten, trafen wir auf Thorsten, der ja heute auch wieder zurück nach Deutschland flog. Er flog mit einer anderen Gesellschaft. Wir wechselten noch ein paar Worte und berichteten ihm von unserem Ausflug zu den Palomino Inseln. Dann trennten sich unsere Wege, er musste zu seinem Schalter, denn sein Flug ging 1 Stunde vor unserem.

Leider blieb es bei der halben Stunde Verspätung. Rund 35 Minuten nach der eigentlich ausgeschriebenen Uhrzeit kamen wir erst an Bord unseres Fliegers nach Amsterdam. Bis dann alle saßen und die Maschine schließlich startete, dauerte es noch etwas. Die Sitze waren genauso anstrengend wie auf dem Hinflug. Richtig viel Beinfreiheit hat man bei KLM leider nicht.

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Wir hatten einen Nachtflug vor uns und die Hoffnung, ein wenig Schlaf zu finden. Viel Schlaf fanden wir dann wirklich nicht, es gab auch viel zu wenig Wasser. Kurzum, als für uns draußen endlich wieder die Sonne aufgegangen war und wir unser Frühstück bekamen, Nachmittag in Deutschland und Holland, waren wir froh, dass der Flug bald vorbei war. Leider hatte der Pilot es nicht geschafft, die Verspätung aufzuholen. Der Stewart machte uns noch Hoffnung, dass vielleicht der mittlere Ausgang, der direkt vor unserer Reihe war, aufgemacht würde. Doch als wir dann in Amsterdam gelandet waren, wurde nur der vordere Ausgang aufgemacht. Wir mussten, aus Reihe 51, warten, bis wir an de Reihe waren. Den Flieger nach Hamburg würden wir nie erreichen, nur noch 45 Minuten bis zum Start, das Boarden begann gleich.

Wir traten in den Finger und staunten nicht schlecht, als es plötzlich nicht mehr weiterging. Ein Stau beim Verlassen des Flugzeug. Schnell sahen wir, was der Grund dafür war. Eine Passkontrolle! Das fehlte uns noch! Jetzt konnte wir den Anschlussflug wirklich vergessen. Entsprechend beeilten wir uns auch nicht wirklich, als es dann langsam voran ging. Wir versuchten die Leute zu ignorieren, die sich aufgrund der knappen Anschlussflüge versuchten an uns vorbei zu drängen, um ja als erster draußen zu sein. Es ging hinein ins Flughafengebäude und zur Immigration und einer erneuten Sicherheitskontrolle. Hier ging es nur schleppend vorwärts, und dann war ich vor den anderen fertig. Der Flug nach Hamburg war noch nicht in der Luft, das Boarding war noch in Gang. Ich nahm meine Beine in die Hand, den Rucksack auf dem Rücken, und begann über den Flughafen zu laufen. Mit einem Auge sah ich das Hinweisschild über mir, das mir anzeigte, dass es von Gate E bis zu Gate A, wo unser Flieger starten würde, noch rund 25-30 Minuten Fußweg waren. Das Boarding würde in 7 Minuten beendet sein! Ich lief noch etwas schneller und kam schließlich völlig außer Atem am Schalter an. Das Gate wurde gerade geschlossen, aber die netten Damen vom Bodenpersonal nahmen die von mir gekeuchten Namen entgegen und tippten sie in den Computer. Das Flugzeug würde warten!

Die anderen kamen, ebenso außer Atem und verschwitzt wie ich, aber alle kamen wir dann noch mit an Bord und ließen uns erschöpft in die Sitze fallen. Während wir warteten, dass es dann endlich losging, rief Anke mit einem Mal: Sibylle, ich sehe deinen Koffer. Marion, deiner ist auch dabei… Tatsächlich, unsere Koffer hatten es auch noch geschafft, die Maschine aus Lima zu verlassen und den Weg über den Flughafen hierher zu finden.

Zufrieden ließen wir die Köpfte zurückfallen und schlummerten ein wenig. Kaum waren wir gestartet, da waren wir dann auch schon im Landeanflug. So schien es zumindest, denn die 1 Stunde Flug von Amsterdam nach Hamburg ist nichts im Vergleich zu den 12 Stunden Flug von Lima nach Amsterdam. Auf vertrautem Boden in Hamburg ging es dann zum Gepäckband, wo dann auch alle Koffer bis auf Ankes dabei waren. Immerhin, 1 Koffer Verlust war keine schlechte Quote. Insgesamt war es wieder eine sehr schöne und erlebnisreiche Reise in ein Land, das so voller geheimnisvoller Geschichte ist, das man immer wieder einen Grund findet, dorthin zu reisen. Für uns war es sicher nicht der letzte Ausflug nach Peru, es gibt noch vieles zu entdecken. Wir hatten eine schöne Zeit im Norden, haben sehr nette Mitreisende kennengelernt und von unserem Reiseleiter auf dem geführten Nordteil eine ganze Menge wissenschaftlicher Fakten präsentiert bekommen. Kurzum, es war ein gelungener und für uns ein erholsamer „Abenteuerurlaub“.

Wie aber wird dieses Land in 20 Jahren aussehen, oder auch in 10 Jahren? Werden wir dann immer noch die einzigen Nicht-Südamerikaner sein, die sich für die Prä-Inkakultur interessieren und für die Peruaner fast interessanter sind, als die eigene Geschichte. Werden sich dann immer noch junge Menschen um uns versammeln und darum bitten, auf ein gemeinsames Foto mit uns zu kommen? Wir haben uns sehr wohl gefühlt in diesem Urlaub und waren froh, nicht zwischen Massen von Amerikanern oder asiatischen Reisenden in den antiken Ruinen zu wandeln und in Ruhe die Geschichte in uns aufzusaugen. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Norden Perus genauso große Berühmtheit erlangen wird, wie der Süden mit Machu Picchu, ist sehr groß. Wir hoffen, dass die Menschen im Norden es schaffen, ein gesundes Gleichgewicht zu halten zwischen Tourismus und Individualität und dass noch viele Reisende nach uns das Glück haben, dieses wundervolle Land mit seinen herzlichen und freundlichen Menschen kennenzulernen. Wir würden auf jeden Fall gerne wiederkommen!

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