22.11.2013: Lima

Dieser Tag war ein besonderer Tag, denn es war Dieters Geburtstag. Aus Höflichkeit sage ich nur, dass es ein runder Geburtstag war. Sibylle hatte für diesen Tag schon vorgeplant und von zu Hause einige Dinge zum dekorieren mitgenommen. Rechtzeitig bevor er zum Frühstück herunterkam, gingen wir in den Frühstücksraum und fingen damit an, den Tisch für ihn zu dekorieren. Ein Peruaner am Tisch neben uns im ansonsten leeren Frühstücksraum schaute etwas sparsam, als er uns dabei beobachtete. Sibylle streute die Papierschnipsel aus, ordnete die kleinen Geschenke an und platzierte die Flasche Pisco direkt vor der Kaffeetasse.

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Vielleicht war es der Pisco gewesen, der den Mann erschrocken hatte.

Als Anke und Dieter dann herunterkamen, war Dieter natürlich überrascht. Marion kam auch. Wir brachten ihm dann zu viert ein kleines Ständchen, beließen es aber bei einer Strophe. Dann durfte er in Ruhe frühstücken und seinen Kaffee genießen.

Wir hatten bereits vor der Reise besprochen, dass wir heute eine Pachamanca sehen würden. Die Pachamanca, das Wort kommt aus dem Quechua und bedeutet „Erd-Topf/-Speise“, ist ein Gericht der jüngeren andinen Küche und wird als peruanisches Nationalgericht angesehen. Wichtigste Zutaten sind Stücke mehrerer Fleischsorten (z.B. Schwein, Lamm, Meerschweinchen), Kartoffel und weitere Wurzelgemüse (Süßkartoffel, Yuca, Oca), sowie Bohnen und Tamalis eingewickelt. Verwendete Gewürze sind scharfe Paprika (Ají), Kumin, Salz und Pfeffer, oft in Form einer Würzpaste. Die Zubereitung erfolgt in der Watia (sp. Huatia), einem Erdofen unter Verwendung im Feuer erhitzter Steine. Die Steine werden zunächst zu einer Pyramide aufgeschichtet erhitzt, dann gibt man das Essen hinzu und lässt, zugedeckt mit Alfalfa und reichlich Erde, eine längere Zeit garen. Die genaue Form der Zubereitung ist oft stark ritualisiert, auch der Erdhaufen wird aufwändig dekoriert.

Die Zubereitung der Pachamanca sollte außerhalb von Lima stattfinden, in Chorillos, einem Vorort, der besonders gerne für Feierlichkeiten genutzt wird, weil dort immer die Sonne scheint. Es war klar, dass wir getrennt dorthin fahren würden, denn Dieter wollte seinen Vater abholen und dann mit ihm gemeinsam zur Pachamanca fahren. Er hatte Taxis bestellt, die uns sicher dorthin bringen sollten. Er stieg in das erste Taxi und fuhr fort, wir anderen stiegen in das zweite Taxi. Zunächst schlängelte sich der Fahrer mit seinem Wagen durch den dichten Stadtverkehr. Wir hatten nicht wirklich eine Orientierung, wo es hingehen sollte und wie lange wir dorthin fahren würden. Auch schien der Fahrer nicht eben an einer Unterhaltung interessiert zu sein. Er tat einfach nur seinen Job und fuhr uns nach Chorillos. Je weiter wir fuhren, desto heißer wurde es im Auto und die Gegend um uns herum wurde immer mehr zur Wüste. Wieder einmal wurde uns bewusst, das Lima eine Stadt ist, die in der Wüste erbaut wurde und von Wüste umgeben ist.

Nach fast 90 Minuten Fahrzeit kamen wir endlich in Chorillos an, zur gleichen Zeit mit Dieter und seinem Vater. Entweder kannte sein Fahrer eine Abkürzung oder unser Taxi war einfach unendlich langsam unterwegs gewesen. Wir betreten die großzügige Anlage und sind noch die einzigen Gäste. Baldachine wurden aufgebaut und Tische und Stühle darunter angeordnet, schön im Schatten. Tatsächlich schien hier in Chorillos die Sonne und wir taten gut daran, uns im Schatten aufzuhalten. Ein kurzer Besuch in der offenen Küche und wir konnten sehen, was alles heute für uns bereitgehalten wurde und was bald im Erdloch verschwinden würde. Das Erdloch war auch bereits offen und die Steine glühten schon. Es war kein so romantisches, gegrabenes Loch, wie ich mir das vorgestellt hatte. Tatsächlich war dieses Erdloch schon darauf ausgerichtet, immer und immer wieder genutzt zu werden. Der Innenraum war verkleidet und statt ein paar Bananenblätter würde eine Metallplatte über das Loch gelegt werden. Über dem Loch befand sich eine Kette, die zu einer Kurbel führte.

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Wozu das beides diente, sahen wir sehr bald, denn nach einiger Zeit wurden all die leckeren Zutaten in einen Eisenkorb gelegt, direkt auf die heißen glühenden Steine. Verschiedenes Fleisch, Kartoffeln und dicke Bohnen kamen in den Korb, dann wurde die Kette an dem Korb befestigt und der Korb langsam über das Loch geschoben und vorsichtig herunter gelassen. In seiner endgültigen Position angekommen, wurde die Metallplatte über das Loch gelegt, darüber dann eine Plane gelegt und diese mit Erde beschwert. Dadurch war sicher gestellt, dass das Essen wie in einem Dampfkochtopf garen würde.

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Während das Essen im Loch garte, genossen wir die Zeit und unterhielten uns angenehm und sahen einer Gruppe junger Peruaner zu, die auch hier feierten. Sie hatten sich schon vor einigen Minuten von ihrem Baldachin entfernt und waren zu einer Wiese in unserer Nähe gegangen, wo sie nun ein paar Spiele spielten und offensichtlich sehr viel Spaß daran hatten. Es waren ganz einfache Spiele wie „Fang den Wurm“, Tauziehen oder Eierlaufen. Auch wenn wir diese Spiele eher mit einem Kindergeburtstag assoziierten, diese Menschen hatten einfach Spaß.

Nach und nach trudelten ein paar alte Freunde und Bekannte von Dieter und seinen Eltern ein. Menschen, die eng mit seinen Eltern zusammengearbeitet hatten und die er noch aus seiner Kindheit kennt. Viele von Ihnen sprachen Deutsch, aber einige auch nur Spanisch. Aber jeder war bemüht, sich auf seine Weise mit uns zu unterhalten. Alle waren sehr nett und sehr aufgeschlossen.

Nach einer Stunde Garzeit war das Essen dann fertig und wurde serviert. Jeder bekam ein in Bananenblätter eingepacktes Paket auf einem Teller serviert. Dieses auszupacken, ohne den Inhalt auf dem Tisch zu verteilen, war die erste Herausforderung. Unter den Bananenblätter duftete es sehr lecker und aromatisch und wir konnten es nicht erwarten, endlich diese leckeren Speisen zu kosten. Es war zwar in Menge wieder sehr viel, aber es schmeckte alles außerordentlich lecker!

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Nach dem Essen gab es dann noch einen kleinen Verdauungsschnaps. Das war ein gutes Zeichen, hatten wir doch am Vormittag erfahren, dass am Sonntag Wahl sein würde und Lima eine merkwürdige Regelung hat, wonach 48 Stunden vor der Wahl keine Alkohol mehr ausgeschenkt wird. Da wir hier aber noch welchen bekamen, war das ganze vielleicht nur ein Gerücht. Zum Verdauungsschnaps kam dann noch der Nachtisch.

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Es wurden noch schöne Erinnerungsfotos geschossen, dann mussten die ersten Gäste auch schon wieder fort. Auch für uns war es langsam Zeit, wieder nach Lima zurück zu fahren. Unsere Taxis warteten bereits auf uns. Wir fuhren wieder mit den gleichen Taxis, die uns am Vormittag hergebracht hatten. Auch dieses Mal benötigten wir wieder rund 90 Minuten für die Fahrt. Dieter, der seinen Vater in seine Wohnung gebracht hatte, war kurz vor uns am Hotel.

Wir hatten nicht mehr viel Zeit, uns frisch zu machen, denn in 2 Stunden sollten bereits die Gäste für den Abend kommen. Dieter hatte sich mit Ihnen im Mango verabredet, einem netten Restaurant in Larcomar. Zu Fuß gingen wir nach Larcomar. Unterwegs entdeckte ich einen Zettel an einem Restaurant kleben, auf Spanisch und Englisch, und darin stand, dass seit heute das Alkoholverbot aufgrund der am Sonntag stattfindenden Wahl in Kraft getreten war. Es schien nun doch so ein Gesetz zu geben. Aber wir beschlossen, uns im Mango einmal dumm zu stellen und auf „ahnungsloser Tourist“ zu machen. Doch das funktionierte leider nicht, denn kaum hatten wir unseren Tisch bekommen und wollten Getränke bestellen, da wurde unsere Bitte auf ein Bier leider höflich, aber bestimmt mit einem Verweis auf das Gesetz zurückgewiesen. Da erst realisierten wir dann auch, das auf den anderen Tischen nur Softdrinks und Wasser standen. Das war ja ein schöner Ausblick, den Geburtstag von Dieter nicht einmal mit einem Pisco oder einem Wein begießen zu können. Mit Wasser oder Inka Cola auf einen Geburtstag anzustoßen, war aber auch etwas Besonderes.

Wir hatten einen schönen Tisch auf der Außenterrasse und konnten auf die hell beleuchtete Küste von Lima schauen. Es war recht laut im Restaurant, direkt neben uns saß eine Gruppe von etwa 8 jungen Mädchen, die ebenfalls Geburtstag feierten. Kellner vom Restaurant brachten ihr ein Ständchen. Weiter hinten fand eine Babyparty statt. Auffallend war an diesem Abend, dass sehr viele Frauen unterwegs waren. Männer waren heute Mangelware. Unsere Vermutung war, dass die Männer sich lieber zu Hause mit Alkohol versorgten und den Frauen dies nicht so wichtig war. Während wir auf unser Essen warteten zweifelte ich langsam daran, ob noch Gäste kommen würden. Aber Dieter war da sehr zuversichtlich. Er wusste nicht, wie viele seiner Bekannten kommen würde. Aber Peruaner waren selten pünktlich, darum machte Dieter sich nicht wirklich Sorgen.

Wir beobachteten die hereinkommenden neuen Gäste und Dieter versuchte einige Mal den Fremden ein Gesicht aus seiner Vergangenheit zu geben. Ein Mal kam jemand herein und ging suchend an den Tischen vorbei, auch an unserem Tisch, doch er setzte sich dann zu einer Gruppe von drei Personen an den Tisch. Dieter konnte das Gesicht auch nicht zuordnen, also war es wohl keiner, den er kennen müsste. Irgendwann am Abend kam dann mit einem Mal genau dieser Mann an unseren Tisch und sprach Dieter an. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden sich wirklich kannten. Damit war der Anfang gemacht und während sich herausstellte, dass auch das Trio zu Dieters Bekanntenkreis gehörte, stellten wir Tische zusammen und bereiteten uns auf eine größere Runde ein. Im Lauf des Abends kamen dann tatsächlich noch ein paar alte Freunde vorbei und bereiteten Dieter einen schönen Abend.

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