20.11.2013: Lima

Unser erster Tag in Lima nach der Rundreise begann mit einem entspannten Aufstehen um 7 Uhr 30 und anschließendem Frühstück eine Stunde später. Während wir frühstückten, besprachen wir unseren Tagesplan. Heute teilte sich unsere kleine Gruppe. Dieter würde zu seinem Vater fahren, Anke ein paar Besorgungen machen und Sibylle, Marion und ich wollten zu den Palomino Inseln vor Callao fahren. Dort würden wir, wenn alles klappen würde, Seelöwen und Pinguine sehen können.

Thorsten, der den Ausflug für uns gebucht hatte, hatte uns erzählt, dass wir von einem Sammeltaxi abgeholt werden würden. Gegen 10 Uhr 15 sollten wir uns bereit halten. Also waren wir schon um kurz nach 10 unten in der Lobby, dann wurde es 10 Uhr 20, 10 Uhr 30 und schließlich 10 Uhr 35. Aber von einem Sammeltaxi war nichts zu sehen. Langsam wurden wir unruhig, denn die Abfahrt des Schiffes war für 11 Uhr 30 geplant und nach Callao musste man mit 45 Minuten Fahrzeit rechnen.

Vor dem Eingangsbereich sahen wir einen älteren Mann vor einem Auto, der gestikulierend in sein Handy redete und umherlief. Er war schon einmal ins Hotel gekommen und hatte sich an die Rezeption gewandt. Dieter kam auf die Idee, den älteren Mann zu fragen, ob er unser Fahrer wäre. Es gab zwar noch ein kleines Problem mit der Bezahlung, aber es stellte sich heraus, dass dies tatsächlich unser Fahrer war.

Wir verteilten uns auf die Plätze im Taxi, Sibylle ging nach vorne auf den Beifahrersitz, und dann ging es auch schon los. Während wir losfuhren, begann der Mann mit seinem Handy zu spielen und eine SMS zu lesen. Mit einer Hand scrollte er im Handy, mit der anderen lenkte er und mit den Augen las er die SMS. Im letzten Moment wich er den anderen Taxen und Autos aus, die unverhofft die Spur wechselten und uns kreuzten. Wir fuhren durch die Innenstadt von Lima, schleppten uns durch einen zähflüssigen Berufsverkehr und standen immer wieder im Stau. Mit einem Mal begann der ältere Mann, uns zu befragen. Zunächst auf Englisch, doch dann merkte er, dass Sibylle etwas Spanisch sprach. Also wandte er sich fortan an sie und die beiden unterhielten sich eine ganze Zeit lang sehr angeregt auf Spanisch.

Die Zeit verging scheinbar immer schneller und wir konnten noch nicht erkennen, in Callao angekommen zu sein. Um ehrlich zu sein hatten wir keine Ahnung, wo wir genau waren. Immer wieder telefonierte unser Fahrer zwischendurch und machte irgendwelche Handzeichen zu uns, die wir nicht deuten konnten. Mit einem Mal erkannten wir die Umgebung als Hafengebiet und wussten, dass wir nun in Callao angekommen waren. Es war inzwischen kurz nach halb 12 und wir waren schon zu spät dran, doch kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen und hatten uns herzlich von dem Fahrer verabschiedet, da kam auch schon ein Mann auf uns zu mit einer Liste in der Hand und rief unsere Namen. Wir folgten dem jungen Mann zum Hafenbecken und staunten nicht schlecht, als wir am Fuß der Steintreppe im Wasser mehrere kleine Boote sahen, die gerade mal so für uns 12 reichten. Platz gab es keinen auf den Booten, man konnte gerade mal eben sitzen. Es gab kein unteres Deck, keine Toilette. Und wir würden mit dem Boot ca. 3 Stunden unterwegs sein. Uns wurde ein wenig mulmig bei dem Gedanken, mit den Booten aufs offene Meer zu fahren. Aber ok, Thorsten hätte uns sicher davon abgeraten, wenn es nicht sicher wäre.

Als wir auf einem der Boote Platz genommen hatten, erklärte uns der junge Mann, der uns hierher geführt hatte, dass dies nur ein Transferboot war, mit dem es dann zu dem eigentlichen Schiff ging. Puh, was waren wir froh! Das Wetter war herrlich. Hatten wir in Miraflores noch etwas bedeckten Himmel gehabt, so strahlte uns nun die helle Sonne an und der blaue Himmel reichte bis zum Horizont.
Um beste Sicht zu haben gingen wir ganz nach vorne und setzten uns dort hin. Uns wurden Schwimmwesten gegeben und kaum saßen wir und das Boot tuckerte langsam aus dem Hafen, da kam jener junge Mann mit einem Tablett und kleinen Bechern zu uns, in denen wir Pisco vermuteten. Doch dann fragte er uns, ob wir eine Tablette gegen die Seekrankheit haben wollten!

Wir verneinten – natürlich – und dann genossen wir die Fahrt hinaus aus dem Hafen und aufs offene Meer. Teilweise hatten wir ein wenig Wellengang und irgendwann wurden die Wasserspritzer so stark, dass Sibylle und ich zum Schutz unserer Elektronik doch nach hinten in den geschützten Bereich gingen. Der Vorteil war, dass wir dort auch noch besser fotografieren konnten. Die Fahrt an der Insel San Lorenzo vorbei dauerte rund 1 1/2 Stunden. Während der Fahrt sahen wir zunächst sehr viele Vögel, weiße und schwarze Kormorane und Pelikane, die in Gruppen zu 8-10 dicht über dem Wasser hinwegflogen bzw. auch direkt auf uns zusteuerten.

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Dann erreichten wir die Insel Palomino und das Boot wurde langsamer.

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Ein irrsinniges Geschrei drang an unsere Ohren. Erst jetzt erkannten wir, woher der Lärm kam. Von dem Steinfelsen, auf dem rund 8000 Seelöwen lagen und kreischten und ins Wasser sprangen, tönten Schreie zu uns, die wie die Laute von gequälten Männern klangen. Es war unglaublich und unbeschreibbar, wie viele Seelöwen wir hier auf einem Fleck sahen.

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Dann war es Zeit zum Schwimmen. Ein paar Gäste hatten sich entschieden, zu den Seelöwen ins Wasser zu steigen. Vom Guide war die Anweisung ausgegeben worden, die Tiere zu respektieren und sie nicht zu berühren. Leider taten das einige der Gäste dann doch nicht. Sie konnten nicht anders und mussten die herumschwimmenden Seelöwen anfassen und streicheln.

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Sibylle und ich hatten uns gegen das Schwimmen entschieden, denn kurz vor dem Erreichen der Insel sahen wir im Wasser riesengroße rote Quallen, die ein vielfaches des Umfanges der Quallen haben, die man an den deutschen Küsten finden kann. Mit denen wollten wir nicht in Berührung kommen. Wir haben einfach vom Boot aus das Geschehen beobachtet und genossen.

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Nach dem Badeausflug fuhren wir weiter um die Insel San Lorenzo herum und sahen dort in einiger Entfernung Humboldt-Pinguine und Pelikane auf den Felsen sitzen.

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Leider durften wir nicht nah heranfahren. Langsam ging es dann wieder zurück zum Festland und ein wunderschöner Ausflug bei herrlichstem Wetter ging zu Ende.

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Am Hafen wartete schon ein Taxi, welches uns dann in 35 Minuten wieder zurück in unser Hotel in Miraflores brachte.

Kurze Zeit später waren wir dann auch schon wieder ausgehbereit. Bevor es zum Abendessen ging, war noch ein wenig Shopping in den Artesanias angesagt, den Kunsthandwerkermärkten. Da sich diese in nicht allzu weiter Entfernung vom Hotel befanden, gingen wir zu Fuß dorthin, um noch ein paar Andenken zu erstehen. Leider war es nicht ganz so einfach, etwas Passendes zu finden. Gerade bei den Schmuckstücken hatte Sibylle doch sehr genaue Vorstellungen, was sie suchte. Wir hatten bei unserem ersten Besuch am Anfang unserer Reise einen schönen Anhänger gesehen, den wir dann leider nicht gekauft hatten. Nun suchten wir jenes Schmuckstück. Im Verlauf der Suche wurden dann andere Anhänger interessanter und die hilfsbereiten Händler taten alles, um unsere Wünsche zu erfüllen. Schnell flitzten die Verkäuferinnen hinter ihren Tresen hervor und durch die Hallen zu anderen Ständen, um uns noch mehr Auswahl zu zeigen. Letztlich fanden wir dann auch alle etwas passendes und konnten weiter gehen zum Abendessen. Wir hatten in den Artesanias doch mehr Zeit verbracht, als geplant war, denn wir hatten unermüdlich versucht, immer den besten Preis auszuhandeln. Also teilten wir uns jetzt auf, um zum Abendessen zu gelangen. Das Restaurant Brujas de Cachiche, welches wir heute besuchen wollten, lag zwar noch in Miraflores, aber war zu Fuß nicht in 10 Minuten zu erreichen. Also nahmen Anke, Sibylle und Marion ein Taxi und Dieter und ich gingen zu Fuß. Denn wir hatten den Tisch für 20 Uhr 15 reserviert und irgendjemand von uns musste zu dieser Zeit im Restaurant sein. Dieter kannte die grobe Richtung und als wir unterwegs eine Passantin fragten zeigte sich, dass diese direkt gegenüber dem Restaurant wohnte. So kamen wir dann noch fast zur rechten Zeit am Restaurant an. Drinnen saßen die Frauen schon am Tisch und warteten auf uns. Ein Blick durch den Raum zeigte uns, dass die Reservierung und das rechtzeitig Erscheinen eine weise Wahl gewesen war, denn das Restaurant war sehr gut besucht. Entsprechend hoch war der Lautstärkepegel.

Die Wahl der Bestellung war dann schwierig, denn in der Speisekarte sah einfach alles super lecker aus! Es fiel uns sehr schwer, uns auf etwas Bestimmtes festzulegen. Da kam der Vorschlag, ich weiß nicht mehr von wem, doch einfach das 4 Gang Menü mit dem Abriss der peruanischen Küche zu bestellen. Ein kurzer Blick auf die einzelnen Gänge und wir waren alle einverstanden. Leider hatten wir vergessen, dass die Peruaner bei allem was sie essen immer sehr große Portionen wählen. Und so waren wir dann auch nach dem ersten Pisco Sour schon beim Anblick der Vorspeise fast satt. Aber wir mussten die lecker präsentierten Speisen unbedingt probieren. Da gab es im ersten Gang „Tiradito Limeño de pescado del día, cebichito mixto, causa rellena de fresca pulpa de cangrejo, pulpo (sin piel) al olivo, papa a la Huancaína“ und „ocopa Arequipeña“. Im nächsten Gang konnten wir dann „Langostinos crocantes en quinua dorados a la miel de aguaymanto, anticuchitos de pescado del día en salsa de ají, anticuchos de corazón en salsa rocotay, papa rellena a la Limeña, chicharrón de lechón, rocoto relleno a la Arequipeña,humita verde hecha en casa“ und „choclitos brujos“ genießen.

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Als dritten Gang gab es „Ají de gallina a la Limeña, lomo saltado clásico, seco de res a la Limeña, carapulcra de chancho, olluquito con charqui, fríjol en miel de algarrobo a la Piurana, puré de pallares de Ica“ und „arroz blanco“. An diesem Punkt waren wir alle der Meinung, dass nichts mehr ginge.

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Aber als dann die Nachspeise kam, Tabla de postres de la casa, und wir die wieder sehr verführerisch aussehenden Speisen sahen, da mussten wir nachgeben und probieren. Und was soll ich sagen, auch diesen Gang schafften wir. Danach ging dann aber wirklich nichts mehr. Das Essen war sehr lecker und wir hatten einen sehr schönen Abend, auch wenn das Restaurant erst nur als Notlösung gedacht war. Doch letztlich war es nicht schlimm, dass wir nicht zu Astrid und Gaston ins Restaurant gekommen waren. Wer weiß, ob wir dort so lecker und ausreichend gegessen hätten.

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Zu Fuß gingen wir dann zurück zum Hotel und genossen die milde Abendluft. Es war halb 1 Uhr als wir dann endlich todmüde ins Bett fielen und sofort einschliefen.

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