13.11.2013: Museo Mallqui – Revash – Tingo

Nach dem etwas holprigen Start gestern abend hatten wir nicht erwartet, dass wir pünktlich um 7 unser Frühstück bekommen würden. Doch tatsächlich war der Tisch bereits gedeckt und Anke, Dieter und Peter saßen bereits an einem Tisch und tranken Kaffee und Tee. Während der Hotellier, jener ältere, unrasierte Mann von gestern abend, immer wieder in die Küche lief und noch dabei war, die anderen Tische zu decken, lief ein kleiner, etwa 2 Jahre alter Junge umher. Jedesmal, wenn wir ihn freundlich ansprachen und einfach nur „Hola“ sagten, lief er wieder zu dem älteren Mann oder in die Küche, wo wohl seine Mutter war.

Direkt neben den Frühstückstischen befand sich ein kleiner Garten, in dem die Pflanzen zwar etwas wild wucherten, was aber insgesamt sehr nett aussah.Während wir schon Kaffee und Papaya Saft genießen, kommt der Hotellier uns zeigt uns die Papaya, aus denen auch eine Marmeladensorte gemacht war. Es war eine wilde Papaya, von denen man nur die wirklich reifen, nämlich die komplett gelben essen kann. Die grünen Stellen verursachen eine Art Allergie, die sich besonders schlimm auf die Lippen auswirkt.Die Marmelade schmeckte ausgesprochen lecker. Schade, dass man diese Papaya nicht in Deutschland genießen kann.

Nach dem Frühstück starteten wir unser Tagesprogramm. Unser erster Besuch sollte das Museum über die Chachapoyas Kultur sein. Auf der Fahrt zu dem Museum kommen wir durch den Ort davor und Willy entdeckt den Mann, der für das Museum zuständig ist, in einem Haus am Straßenrand frühstücken. Also wird es noch etwas dauern, bis wir ins Museum können. Willy hatte erwähnt, dass es gegenüber dem Museum ein Kolibri Haus gibt, in dem eine Deutsche vor einigen Jahren eine Art Refugium für Kolibris eröffnet hat. Da wir sowieso noch nicht in das Museum konnten, beschlossen wir als erstes zu den Kolibris zu gehen. Schon bevor wir das Tor passierten und in den Garten eintraten, hörten wir die Kolibiris singen. Sehen konnten wir sie nicht, aber die Gesänge begleiteten uns auf dem Weg zum Haus hinauf. Es war ein wirklich verwunschener Garten, der wie ein kleiner Urwald wirkte. Schnell hatten wir die Stationen entdeckt, an denen die Kolibris zum trinken hielten. Die kleinen süßen Vögel flitzen zwischen den Büschen umher und über unserer Köpfe, nur wenn sie zum trinken hielten konnten wir sie sehen.

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Das schnelle schlagen der Flügel zu fotografieren gelang nur ein paar wenigen.
Viel zu schnell mußten wir uns aus dem kleinen Dschungel verabschieden und die paar Meter hinüber zum Museum gehen. Auf einem kleinen Vorplatz erzählte uns Willy ein paar wichtige Fakten über die Chachapoyas Kultur, über die Bauweise ihrer Sarkophage, die wir in den nächsten Tagen noch lebensecht sehen würden, oder dass die Chachapoyas besonders gut in der Textilvearbeitung waren. Willy erwähnte auch, dass das Erscheinen und der Verschwinden der Chachapoyas sehr mysteriös war. Niemand kann bis heute sagen, woher sie kamen und wohin sie gingen. Es gibt aber ein paar andere interessante Fakten, nämlich dass die Chachapoyas offensichtlich in Kontakt mit Europäern gekommen sind, denn einige von ihnen hatten blonde Haare. Ein anderes interessantes Detail ist, dass die Darstellung von Köpfen auf Schnitzereien und Malereien genau jener besonders hervorstechenden Form entspricht, die auf den Osterinseln zu finden ist.

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Mit diesem Wissen gingen wir dann durch das Museum und schauten uns die Ausstellungsstücke an, die wirklich sehr sorgsam zusammengetragen und nett aufbereitet waren. In einem besonderen Raum sahen wir dann sogar 200 ausgegrabene Mumien der Chachapoyas, die man in der Laguna de  los Condores Umgebung gefunden hatte.

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Wir verbrachten etwas mehr als eine Stunde in dem Museum, dann ging es wieder in den Bus zurück und weiter zu unserem eigentlichen Höhepunkt des Tages: eine Wanderung zu den Chachapoyas Grabstätten in Revash. Revash liegt auf einem Felsvorsprung, hoch in den Steilhängen. Die Fahrt führte uns auf gut asphaltierter Straße von Leimebamba fort, auf den letzten 9 Kilometern wurden die Straßenverhältnisse dann aber sehr schlecht. Steinhaufen lagen auf den Schotterpisten und Oscar mußte ein wenig Slalom fahren. Wasserlöcher auf der Straße machten die Fahrt nicht einfacher, immer wieder mußte Oscar im Weg liegenden Steinbrocken ausweichen. Einmal gab es einen etwas heftigen Bumms, da meinte Dieter nur, dass ein Teil des Differentials wahrscheinlich mit einem Stein in Berührung gekommen war. Aber wir mußten uns keine Sorgen machen, da dies Teil aus Gußeisen bestehen würde. In der Tat kamen wir ohne Probleme weiter voran und bewältigten auch die letzten Kilometer.

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Unsere Blicke gen Himmel waren etwas skeptisch, als wir dann vor dem Schild „Revash“ standen und dann die Augen auf die Steilhänge vor uns richteten, wo sich die Grabstätten befanden. Die Berge wurden vom Nebel umspielt und eine dunkle Wolkendecke näherte sich langsam. Noch gut gelaunt begannen wir unsere Wanderung. Zunächst ging es einen kleinen Abhang hinunter, der zu einer Brücke über einen Fluss führte. Von da an ging es dann stetig bergauf. Über Steine und durch Schlamm suchten wir uns unseren Weg hinauf. Mehr und mehr wichen die Steine dem Schlamm, bis wir mit einem Mal ein Feld aus Schlamm vor uns hatten. Von oben setzte leichter Nieselregen ein und die Schuhe versanken immer öfter im Schlamm. Wir kämpften uns Meter um Meter voran,  immer höher ging es hinauf und immer wieder hatten wir den Himmel und die Berge im Blick.

Der Regen wurde langsam stärker. Einige zogen ihre Regenkleidung an, Willy zog seinen Regenschirm hervor, ebenso Elizabeth. Ich zog mein Hemd aus, so dass ich nur noch das langärmlige Unterhemd anhatte. Zum Glück war es nicht kalt und es wehte kein Wind. So geschützt konnten wir dann weiter hinaufgehen. Die 500 Meter Höhenunterschied bei diesen Wetterverhältnissen zu bewältigen war schon etwas anstrengend, aber wir kämpften uns voran und ließen uns auch von den dichter werdenden Sträuchern nicht abhalten. Manchmal hätte man eine Machete benötigt, um sich den Weg freizuschlagen. Zwischenzeitlich hörte der Regen wieder auf.

Oben bei den Gräbern zog langsam immer dichter werdender Nebel auf und auch der Regen setzte wieder ein. Als wir oben ankommen, zog langsam eine dicke Wolkenwand vor die Gräber in der Felswand. Man konnte nichts mehr sehen, der Regen prasselte jetzt gleichmäßig. Dieter war bereits komplett nass. Wir konnten keine Fotos machen, also entschlossen wir uns, wieder abzusteigen.

Vorsichtig stiegen wir die nun glitschiger und rutschiger gewordenen Wege hinab. Wir achteten sehr darauf, nicht auf dem glatten Fels auszurutschen und gingen extrem langsam. Ein paar erfahrene Wanderer aus der Gruppe hatten sich schnell abgesetzt, doch uns war unsere Gesundheit wichtiger und wir wählten unser eigenes Tempo. Wir, das waren Anke, Dieter, Sibylle und ich. Thorsten blieb wohl eher zurück, um auf uns aufzupassen. Unterwegs stiessen wir auf Marion. Die anderen waren weit vor uns. Dieter gab uns den Tipp, immer dem Weg des Wassers zu folgen, wenn wir hinabsteigen. Das taten wir dann auch, und so kamen wir tatsächlich noch etwas besser voran.

Dennoch war es etwas unangenehm, in den nassen Klamotten und im Dauerregen diesen Weg hinunter zu gehen. Wir mußten wirklich sehr vorsichtig sein. Ein paar Mal hätten wir uns beinahe hingelegt.
Dann kamen wir wieder zu dem Schlammfeld. Hier versanken unsere Schuhe und beim rausziehen mußten wir aufpassen, dass nicht ein Schuh im Schlamm stecken blieb. Anke hatte leider dieses Pech, aber glücklicherweise war Thorsten in ihrer Nähe und konnte ihr schnell helfen.

Sehr vorsichtig kletternten wir hinab und als wir unten angekommen sind, waren wir alle pitschnass und die Schuhe waren vom Schlamm erheblich gezeichnet.
Es tat uns sehr leid, dass wir den Bus dreckig machten und Oscar dann anschließend alles reinigen mußte, aber das lies sich leider nicht vermeiden. Wir zogen uns so weit es möglich war draußen um, doch dann mußten wir in den Bus und fuhren los.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt kamen wir dann in der Nähe von Tingo in einer Lodge an. Die Lodge war sehr groß, 1600 ha insgesamt. Die Zimmer waren rustikal, die Bäder einer Steinhöhle nachempfunden. Insgesamt waren die Zimmer sehr groß und wirkten schon irgendwie gemütlich. Selbst der Fußboden bestand aus Fels. Wir entledigten uns erst einmal unserer nassen Kleidung und stiegen dann unter die Dusche. Welch eine Wohltat! Da unsere Kleidung vom Wandern auch total verdreckt war und im Waschbecken nur kaltes Wasser zur Verfügung stand, wusch Sibylle die Kleidung unter der Dusche. Unglaublich, was für ein Dreck aus der Kleidung kam.

Um 18 Uhr gab es das Abendessen. Es gab eine Gemüsesuppe, Rindfleisch mit Kartoffelpürre und  Reis, und Pfirsich als Nachtisch. Das Essen war gut, aber wie immer in Peru sind die Mengen einfach zu viel für uns Europäer. Nach dem Essen ging es hinüber in den großen Kaminsaal, wo wir in gemütlicher Runde allesamt quatschten, tranken und einfach etwas Spaß hatten und uns gut unterhielten. Zu später Stunde entschlossen wir uns noch, unsere Schuhe sowie die nasse Kleidung vor den noch warmen Kamin zu hängen, in der Hoffnung, am nächsten Morgen wäre alles wieder trocken. Dann gingen wir schlafen.

2 Kommentare

  • Helga und Karl sagt:

    Unsere aufrichtige Bewunderung für diese ausführlichen Berichte.
    Lieber Matthias, wir wissen wie knapp die Zeit bei diesen Studienfahrten
    bemessen ist, und erledigt ist man abens auch. Jetzt haben wir seit dreii Tagen nichts gehört und warten auf mehr.Wir wünschen Euch für die
    letzte Woche interressante Erlebnise.
    Aus Klecken grüßen Mutti und Papa

  • Martina und Michi sagt:

    Hallo Ihr Lieben,

    wir sind’s nochmal. Wir hoffen, dass Ihr die „Meerschweinchenattacke“ der Schamanin und das „Schlamm-Catchen“ in den Bergen psychisch wie physisch gut überstanden habt. Hatten auch noch einige eindrucksvolle Erlbnisse. Auf der Isla del Sol wurde eine Mitreisende bei der Anreise kurz vorm Hotel von einem aggressiven Hütehund gebissen. Der Hund hat der Ärmsten ordentlich seine Reisszähne in das Bein gebohrt. Zum Glück haben sich die Wunden dank Säuberung und Anibiotika nicht entzündet. Auf den Urus-Schilfinseln hat sich eine junge Inselbewohnerin an Michi herangemacht und wollte ihn dazu überreden, sie zu heiraten und mit nach Deutschland zu nehmen (dabei hat er ja mit der einen Frau schon genug zu tun, hihi). Am Cruz del Condor gab es bei schönstem Wetter ordentlich viele Condore für uns zu sehen und unsere Wanderung im Colca-Tal war auch sehr schön. Heute abend sind wir nun wieder gut zu Hause gelandet. Leider ist Michis Koffer verschollen. Das ist wahrscheinlich der diesmal hektischen und zu kurzen Umsteigezeit in Amsterdam zuzuschreiben (wie auf Eurer Hinreise). Und was sollen wir sagen, es ist dunkel und kalt in Deutschland. Also geniesst die Wärme in Peru noch ein paar Tage und kommt auch heil wieder nach Hause.
    Grüße an alle „Peruaner“ und bis bald daheim,

    Martina und Michi