29.10.2011 – Flug von Xiamen nach Shanghai

Die Reise neigt sich dem Ende. Heute haben wir noch ein kurzes Programm, bevor es dann am Nachmittag mit dem Flugzeug nach Shanghai geht. Eigentlich hätten wir früh aufstehen sollen, wenn es nach Yuke gegangen wäre, aber einige in der Gruppe wollten lieber ein wenig ausschlafen. Der Hunger nach Kultur lässt langsam nach. Das Frühstück findet wieder im Erdgeschoss statt und geht ein wenig fließend in den Empfangsbereich über. Als wir hinzukommen, sind schon fast alle Tische besetzt. Doch wir finden noch einen Tisch, an dem wir zu viert sitzen können. Die großen Tische für uns zehn Personen sind komplett belegt.

Allerdings können wir feststellen, dass der Service heute, wo noch die Hochzeitsgäste im Hotel sind, sehr viel besser ist als beim letzten Besuch in Xiamen.

Auf dem Weg zum Bus müssen wir uns durch einen chaotischen Parkplatz kämpfen. Direkt vor dem Eingang wurden Stuhlreihen aufgebaut und ein Fotograf hat sich auch schon platziert. Aber der Bus kann sich nicht mehr auf den Parkplatz vorkämpfen. Wir sehen ihn auf der Straße parken, in einer Reihe mit zwei weiteren Bussen, die auch auf den Parkplatz wollen. Als Konsequenz müssen die Koffer über den Parkplatz und die Straße zum Bus gebracht werden. Doch das ist schnell erledigt, so dass wir trotz ungeplanter Verzögerung relativ pünktlich starten können.

Heute Vormittag besuchen wir die Insel der Trommelwellen. Dazu fahren wir mit dem Bus etwa 40 Minuten bis zur Uferpromenade, wo wir dann aussteigen und ein wenig den Blick auf das taiwanesische Meer genießen und auf die gegenüberliegende Insel. Es ist bestes Wetter, die Sonne scheint, es ist blauer Himmel und die Promenade ist gut gefüllt mit Einheimischen und Touristen, sowohl auswärtigen als auch chinesischen. Aber wir Langnasen stechen eindeutig aus der Masse hervor und werden immer wieder neugierig angeschaut. Wie lange sind wir wohl noch ein fremder Anblick im Land der Mitte?

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Wir gehen auf die Fähre und gleich nach oben aufs Promenadendeck. Die Fahrt mit der Fähre wird etwa 6 Minuten dauern, wie Yuke uns sagt. Es ist ein komisches Gefühl, inmitten einer großen Menschenmenge zu sein, die fast ausschließlich aus Chinesen besteht. Wir haben aber einen ganz guten Platz oben ergattert, so dass wir in Fahrtrichtung fahrend gut beobachten können, wie die Fähre sich der Insel Gulangyu nähert und schließlich anlegt.

Der Anblick, wie sich etwa 500 Chinesen auf die Gangway drängen und versuchen einer an dem anderen vorbei zu schummeln ist schon wirklich interessant. Die Chinesen drängeln auch untereinander, nicht nur gegen Europäer, gegen die Langnasen.

Wir beginnen mit der Besichtigung dieser historischen Stätte. Die Gebäude, die hier zu finden sind, sind allesamt im Kolonialstil erbaut, alle um die Zeit zwischen 1844 und 1882. Es finden sich viele ehemalige Konsulate, die heute als Hotels oder Cafes umgebaut wurden.

Sehr interessant ist es zu erfahren, dass die Musik auf der Insel Gulangyu eine besondere Bedeutung hatte. In fast jedem Haus wurde im 19 Jahrhundert musiziert, entweder auf einem Klavier oder einem Streichinstrument. Statistisch hatte jede 2 ½ Familie ein Klavier. Wenn man durch die Straßen ging, war immer Klaviermusik zu hören. Darum fühlten sich die Bewohner auch sehr wohl auf dieser Insel.

Wir können dieses gemütliche und romantische Gefühl nicht ganz nachempfinden, auch wenn Yuke sein bestes gibt, uns einen Eindruck vom früheren Leben zu vermitteln. Doch es ist einfach zu laut und viel zu voll. Überall laufen die chinesischen Reiseleiter mit ihren Mikrofonen umher und beschallen ihre Reiseteilnehmer, so dass Yuke Schwierigkeiten hat, sich dagegen durchzusetzen. Er ist viel zu höflich, um etwas dagegen zu sagen und sich zu beschweren. So erträgt er es und versucht mit seiner Stimme dagegen anzugehen.
Yuke führt uns zum deutschen Konsulat, welches heute ein kleines Cafe beherbergt. Man sollte erwarten können, dass die Angestellten dort Deutsch sprechen, doch eine kurze Probe stellt klar, das dem nicht so ist. Nur Englisch wird verstanden. Immerhin, das ist auf dem Festland nicht immer der Fall.

Alle ehemaligen Konsulat habe heute einen von zwei Zwecken zu erfüllen. Sie sind entweder öffentlich Hotels oder sie dienen Spezialitätengeschäften als Ladenfläche. Einzig das japanische Konsulat ist aufgrund bestimmter politischer Gegebenheiten vollständig im Besitz der Stadt Quanzhou und wir dazu genutzt, den Professoren der Universität als Sommerresidenz zu dienen.
Dann gehen wir noch an zwei Kirchen vorbei, unter anderem der ältesten Kirch von Quanzhou, die im Jahr 1863 erbaut wurde. Wir gehen weiter und kommen zum sogenannten Villenviertel, einem großen hofähnlichen Bereich, der jetzt eingezäunt ist und man kommt nur hinein, wenn im Innenbereich genügend Platz ist. Das hat den Vorteil, dass es dort nicht so voll ist.

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Wir gehen hinein und schauen uns eine der Villen an. Doch die Motivation und die Aufmerksamkeit ist heute am letzten offiziellen Tag recht gering. Dann geht es noch in eine sehr schöne und kurzweilige Marionettenveranstaltung, die aber nur ein paar Minuten dauert.

Langsam machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Fähre, gehen aber zuvor noch in das Klaviermuseum, in dem aktuell eine kleine Auswahl der 85 Klaviere ausgestellt ist, die sich auf dieser Insel im Privatbesitz befinden.

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Nach dem Klaviermuseum hat es Yuke dann eilig. Wir müssen spätestens um 13 Uhr beim Essen sein, denn unser Flieger nach Shanghai wird am Nachmittag nicht auf uns warten. Es ist zwar etwas schwierig, da einige doch noch mal an einem Souvenir Stand stehen bleiben und etwas einkaufen, so wie wir auch, doch wir liegen immer noch gut in der Zeit. Auch wir finden sogar noch unser Teebrett, so dass wir in Zukunft auch zu Hause die Teezeremonie abhalten können.

Mit der Fähre fahren wir wieder rüber auf die Insel Xiamen und spazieren an der Promenade entlang, bis zu einem thailändischen Restaurant.

Das Essen ist wieder sehr lecker, auch wenn wir es fast im dunkeln zu uns nehmen müssen, denn das Restaurant hat seinen Speiseraum fast komplett in Schwarz gehalten. Einzig die Tischdekoration mit den farbigen Tellern bringt etwas Farbe hinein. Wir hätten gerne draußen gegessen, aber das war wohl nicht möglich.

Nach dem Essen fahren wir dann zum Flughafen. Dort geht das einchecken und einsteigen schnell vonstatten. Den Flug mit knapp einer Stunde merken wir so gut wie gar nicht und sind schnell in Shanghai gelandet, wo uns statt Sonnenschein leider Regen erwartet. Das ist sehr schade, wo wir für den Abend doch den Besuch des World Financial Towers geplant haben.

Auch die Abfertigung in Shanghai mit Entgegennahme der Koffer geht sehr schnell. Als Yuke, Diane, Gabi, Winnie, Sibylle und ich zum Kofferband kommen, haben die anderen, die schon vorgelaufen waren, unsere Koffer schon entgegengenommen, so dass wir gleich aus dem Flughafengebäude hinaus können und zu dem Platz gehen, wo unser Bus uns abholen wird.

Wir warten etwa 10 Minuten auf den Bus, der von der Agentur organisiert wurde, dann geht es in die Stadt. Unser Ziel ist es, sogleich zum World Financial Tower zu fahren, dem Flaschenöffner, und dort bis hinauf in den 100 Stock zu fahren. Also lehnen wir uns im Bus zurück und versuchen die Fahrt zu genießen.

Das ist etwas schwierig, weil das Wetter nicht so super ist. Es ist mittlerweile auch schon dunkel geworden, doch dabei sieht man natürlich die vielen Lichter der beleuchteten Häuser um so besser. Aber es regnet auch, und das ist nicht so schön.
Während der Fahrt in die Stadt, die sich leider aufgrund von vielen Staus verzögert, erzählt uns Yuke einiges über den Tower.
Baubeginn war im Jahr 1997. Dann wurde der Bau unterbrochen und erst 2003 wieder aufgenommen, weil man in der Zwischenzeit festgestellt hatte, dass es andere Gebäude in Asien gab, die höher als die geplante Höhe von 472 m gewesen wäre. Also wurde von der chinesischen Regierung verlangt, flugs noch ein paar Stockwerke draufzupacken. Wir wollen hoffen, dass die Statik vorher geprüft wurde!

Der Tower wurde mit 492 m vollendet. Auf der 94. Etage befindet sich ein Panoramaraum, im 97. Stock eine Sightseeing Brücke und im 100. Stock der Skywalk. Das Gebäude kann mit einigen Rekorden aufwarten. So befindet sich in 416 Metern das höchste China Restaurant der Welt, auf 386 Meter der höchste Swimming Pool und auf den Etagen 79 bis 93 das höchste Hotel der Welt.
Yuke erzählt uns auch, dass dieses Gebäude von Japanern geplant wurde. Die ursprüngliche Form des Loches war rund. Das, so chinesische Feng Shui Experten, ähnelte aber zu sehr einem Teil eines japanischen Samurai Schwert. Darum wurde die runde Form verworfen und die jetzige, an einen Flaschenöffner erinnernde Form entworfen.

Man wollte sogar eine Brücke in der Luft bauen, ähnlich den zwei Petronas Türmen in Kuala Lumpur. Doch das wurde bis jetzt noch nicht verwirklicht.

Am 29. August 2008 wurde der Financial Tower in Betrieb genommen.
Als wir endlich um kurz vor 19 Uhr dort ankommen hat der Regen zwar aufgehört, aber es ist stark bewölkt. Die Spitze des Turmes sehen wir nicht. Yuke wird beim Kauf der Tickets gefragt, ob er wirklich hinauf will, denn bisher sei die Sicht schlecht und es könne sein, dass man gar nichts sehen kann. Doch wir wollen hinauf! Also werden wir zu dem Fahrstuhl geführt und kommen uns für die nächsten Minuten vor, als wären wir bei Raumschiff Enterprise. Wir betreten den hellen Fahrstuhl und bemerken die runden Formen an den Wänden und der Decke. Gerade passen wir 12 in den Fahrstuhl. Außer uns ist keiner weiter da. Die Türen schließen sich und über uns beginnt es auf der runden Form zu leuchten. Wir fühlen uns, als würden wir an Bord eines Raumschiffs gebeamt werden. Auf der Anzeigetafel sehen wir wie es innerhalb 1 Minute von 0 auf 435 m geht. In der 97 Etage müssen wir aussteigen und mit einer Rolltreppe hoch zum nächsten Fahrstuhl fahren, dann geht es noch einmal 3 Stockwerke hoch in den 100. Und dann sind wir da.

Vor uns liegt der Skywalk, ein Glasboden, durch den man nach unten sehen kann. Wir zögern, ihn zu betreten. Doch nachdem der erste es gewagt hat, ist es gar nicht mehr so schlimm und schon bald gehen wir auf dem Glas umher als wäre es ganz normaler Granit.
Aber faszinierender als der Glasboden ist dann doch die Aussicht, die man von hier oben hat, trotz des schlechten Wetters.

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Wir können doch eine ganze Menge sehen. Es werden wieder Unmengen an Fotos geschossen. Auf die Etagen 97 und 94 fahren wir dann auch noch. Hier ist der Blick fast ein bisschen klarer, da die Wolken jetzt wirklich über uns zu sein scheinen.

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Leider muss Yuke uns irgendwann drängen, wieder herunter zu fahren, denn wir haben noch nicht zu Abend gegessen und das könnte sich bald als schwierig erweisen, da die Köche Feierabend machen wollen. Also lösen wir uns von dem Tower und fahren wieder hinab.

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Mit dem Bus geht es dann zum Hotel, welches auch in der Innenstadt liegt. Diane rennt vor und bestellt das Essen, während wir den Check-In machen. Es geht ganz kurz aufs Zimmer und dann ins Hotelrestaurant, wo wir in ein Separee geführt werden.
Heute ist Abschiedsessen, aber es gibt keine Peking Ente. Dafür wieder eine wunderbare, von Diane ausgesuchte Auswahl an chinesischen Leckereien. Es ist unglaublich, wie vielseitig die chinesische Küche ist und wie lecker. Wir genießen jeden Bissen. Sicher ist das eine oder andere dabei, was nicht von allen gemocht wird, aber im großen und ganzen sind alle mit dem Essen sehr zufrieden.

 

Nach dem Essen halten Frank und Uwe eine kleine Abschiedsrede. Yuke antwortet darauf mit seinen Worten und einem Resümee der Reise und einem Ausblick auf vielleicht kommende Reisen. Dann ist der Abend auch schon zu Ende und verschwinden auf den Zimmern.
Während wir mit Martina und Michi einen letzten Schluck chinesischen Wein zu uns nehmen, den Sibylle im Hotelshop gefunden hat, und dazu ein paar Pringles Verschnitt, klingelt das Telefon und Yuke ist am Apparat. Er teilt uns mit, dass wir nun doch nicht, wie im Verlauf des Tages erst angesagt wurde, um 10:30 Uhr losfliegen, sondern doch um 12:25 Uhr. Wir hatten uns schon drauf gefreut, ganz entspannt in Frankfurt anzukommen, doch das wird nun nichts. Aber warten wir erst mal den Flug ab.

 

Bald darauf gehen wir dann alle schlafen. Nun ist die Tibet und China Reise wirklich zu Ende. Morgen sind wir bereits auf dem Heimflug.

 

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