17.03.2020: Steine und Bäume

Der Morgen und der Abend ist seit einer Woche von Corona domoniert. Wir bekommen die Meldungen aus Deutschland und dem Rest der Welt mit und fragen uns langsam, was wir machen würden, wenn uns mit einem Mal die Einreise nach Deutschland verweigert wird. Was auf den ersten Blick wie eine schöne Vorstellung erscheint, ist auf den zweiten Blick mit vielen organisatorischen Problemen verbunden. Wir hoffen im Moment, dass wir nicht ernsthaft mit der Planung für einen längerfristigen Aufenthalt in Neuseeland beginnen müssen.
Zwischen dem Morgen und dem Abend haben wir Urlaub, und der ist bisher jeden Tag wunderschön gewesen. Jeder Tag hatte seine Highlights und wir hoffen, dass dies im Blog einigermaßen rübergekommen ist. Das Wetter war bisher unwahrscheinlich schön und beständig – Ausnahmen bestätigen die Regel 🙂 Wir hatten wirklich Glück!
Heute hatten wir einen Abstecher an die Westküste geplant, zu den Te Koutu Boulders nahe Omapere und zum Waipou Forest mit seinen großen Kauri-Bäumen. Die besondere geographische Ausdehnung Neuseelands machte es uns einfach, dies mit einem Tagesausflug zu erledigen.  In knapp 2 Stunden waren wir von Paihia in der Bay of Island an der Ostküste drüben auf der anderen Seite. Die Strecke war gut mit durchschnittlich 80-90 km/h zu fahren und es gab auch nur wenige Baustellen. Wir waren bei Nieselregen in Paihia losgefahren, gestern Abend hatte es noch richtig geschüttet. Das erste Mal in den letzten 3 Wochen, dass wir so einen Regen erlebt hatten. Doch kurz hinter Kaikohe, wo wir noch einmal tankten, hörte der Regen auf und wir erreichten nach einer etwas abenteuerlichen Fahrt über enge Schotterstraßen die Bucht der Koutu Boulders, an der westlichen Küste Neuseelands, wenige Kilometer von Omapere entfernt. Es fing ein wenig zu nieseln an, als wir über den Sand zwischen ein paar Dünen an den Strand gingen. Es herrschte Ebbe, doch von den runden Steinen war noch nichts zu sehen. Wir wateten durch den nassen Sand am Strand entlang, denn laut Reiseführer musste man vom Einstiegspunkt ein wenig am Strand entlanglaufen, um die Steine zu entdecken. Und tatsächlich, in der Ferne sahen wir allmählich die ersten kleineren Steine.

Je  weiter wir liefen, desto größer wurden diese seltsamen Objekte. Viele, die bei Flut im Wasser liegen, waren über und über mit Muscheln bedeckt.

Während wir so am Strand verweilten und unsere Fotos schossen, verschwanden langsam die grauen Wolken und die Sonne zeigte sich. Herrlich!
Nachdem wir uns hier einige Zeit bei diesen faszinierenden runden Steinen aufgehalten hatten, gingen wir zum Auto zurück. Auf der Südinsel gibt es die Moeraki Boulders, die viel berühmter, aber auch kleiner sind. Sie sollen laut Maori Legende Vorrärte sein, die aus den Booten ihrer Vorfahren gefallen sind. 
Wir fuhren weiter in Richtung Waipou Forest, wo die älstesten und größten Kauri Bäume Neuseelands stehen, Tane Mahuta (Gott des Waldes) und Te Matua Ngahere (Vater des Waldes). Auf dem Weg dorthin stand am Straßenrand ein Schild zu einem Aussichtspunkt. Wir bogen kurz ab und erwarteten eine Ausbuchtung der Straße, wo man kurz ausstiegt und ein Foto schießt und dann wieder weiterfährt. Doch dieser Aussichtspunkt war am Ende einer 400 m langen Straße gelegen und vom Parkplatz mussten wir noch einige Meter an die Küste gehen, unter windschiefen Bäumen hindurch zu einem Küstenabschnitt, an dem der Wind von der tasmanischen See kommend uns die Haare zerzauste. Aber der Blick war einmalig schön!

Wir sind dann noch einen weiteren Weg hinab zum Strand gegangen und hatten einen wunderbaren Blick auf die Bucht, die wir mit dem Auto gerade angeschnitten hatten. 


Dann fuhren wir wieder weiter in Richtung des Kauri Waldes. Es dauerte nicht lange, da sahen wir hinter ein paar engen Kurven der durch den Wald hindurchführenden Straße die ersten Autos am Straßenrand stehen und hatten schon Angst, dass wir keinen Parkplatz bekommen. Doch die Angst war verfrüht. Wir parkten das Auto und betraten durch extra große Kauri-Dieback Schleusen den berühmtesten Kauri-Wald Neuseelands. Über einen mit Holzbohlen ausgelegten Pfad ging es durch dichten Urwald, unter Farnen hindurch , vorbei an jungen und älteren Kauribäumen, mit ihren faszinierenden Kronen und der einzigartigen Rinde. Gigantische Riesen des Waldes, deren Wurzelwerk dicht unter der Oberfläche des Waldbodens liegt und es ist ein Wunder, das diese Riesen nicht einfach umfallen.
Dann standen wir vor Tane Mahuta, dem ältesten Kauri-Baum Neuseelands. 2500 Jahre alt soll dieser Riese sein, der als 6 Meter breite Wand 18 Meter in die Höhe ragt.

Tane Mahuta

Leider waren wir nicht allein, eine deutsche Reisegruppe tummelte sich ebenfalls um den Gott des Waldes, doch wir versuchten sie zu ignorieren.


Wir folgten dem Rundweg bis zum Ende und sahen noch viele kleinere, jüngere Bäume, dann ging es zurück zum Auto und wir fuhren etwa 1 km weiter nach Süden, zu einem zweiten Einstiegspunkt. Hier erreichten wir nach ein paar Minuten auf einem ähnlichen festen Weg Te Mahua Ngahere, den Vater des Waldes. Auch dieser Baum war sehr beeindruckend! 


Da aufgrund der Kauri-Dieback Krankheit viele Wanderwege in den Wäldern gesperrt sind, hatten wir die wichtigsten Bäume gesehen und machten uns wieder auf an die Ostküste, nach Paihia. Wir wollten versuchen, noch einen kurzen Abstecher zu dem Ort zu machen, an dem die Engländer und die Maori ihre Vertragsdokumente unterzeichneten. Dort stehen berühmte, sehr kunstvoll verzierte Boote der Maori, die aus den Kauri Bäumen gemacht wurden.
Wir gaben Gas und kamen sehr gut durch. Doch leider hatte das Visitors Center von Waitangi Treaty Grounds gerade eine Viertelstunde geschlossen. Sibylle hatte gestern einen Flyer entdeckt, zu einer Festveranstaltung auf dem Gelände, die einem noch mal die Maori Kultur etwas näher bringen sollte, inklusive Hangi Mahlzeit. Nun hatten wir keine Gelegenheit, dies zu buchen. Freies Internet gab es keines auf dem Gelände.
Wir sahen, das neben dem Visitors Center ein Cafe war und versuchten dort unser Glück. Tatsächlich war das Cafe auch der Treffpunkt für das in 45 Minuten startende Abendevent. Wir sprachen ein paar Angestellte an und gerieten an den Manager des Abends, dem wir unsere Situation schilderten. Er sagte uns, dass die Veranstaltung eigentlich schon überbucht ist, aber er mochte uns auch nicht wegschicken und ließ uns dann doch noch mit hinein! Wahnsinn, was für ein Glück.
Im Grunde war die Veranstaltung sehr ähnlich dem kulturellen Maori Event in Roturua, doch hier war alles sehr viel authentischer als in Roturua. Außerdem waren wir hier nur 30 Personen, wo es in Roturua doch an die 150 waren.

Es war ein wundervoller Abend! Wir haben sehr viel Glück gehabt und wissen gar nicht, wie wir das verdient haben! Es war unglaublich, wie sich der Manager ins Zeug gelegt hat, damit wir noch an der Veranstaltung teilnehmen konnten! Die Neuseeländer sind wirklich ganz besondere Menschen.

2 Kommentare

  • Helga sagt:

    Hallo Ihr Beiden,
    e ine schöne Überraschung! Erstens hatte ich nicht mit einem Bericht
    gerechnet und Zweitens , weil Ihr da noch mitmachen durftet, Aber
    die Kiwis sind ja gastfreundlich, und zwei Gäste mehr bringt ja Umsatz, das
    Hangi reicht ja immer.
    Liebe Grüße
    Helga

  • ingrid & wolfgang sagt:

    Hallo, Ihr Beiden. Wir wünschen Euch eine glückliche und virenfreie Heimreise nach Hamburg.