27.09.2012, Wale

Heute fuhren wir nach Hermanus. Wir wollten Wale sehen. Angelika hatte uns gesagt, man kann die Wale dort vom Ufer aus beobachten, weil sie sich schon seit Jahren besonders gerne in der Bucht tummeln. Wir hoffen, dass dem wirklich so ist und wir viele Wale deutlich zu Gesicht bekommen. In Plettenburg Bay war die Ausbeute ja doch etwas dünn gewesen. Aber wir wollten ja noch mit dem Boot hinausfahren, da würden wir sicher noch Wale sehen.

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m Bus erfuhren einige von uns dann, das es da ein kleines Mißverständnis gegeben hatte. Denn die Bootsfahrt müßten wir, wenn gewollt, noch extra dazubuchen. Bei dem draußen herrschenden Wetter war aber keiner so richtig in Stimmung, das zu tun. Sibylle, Anke, Dieter und ich wollten uns das noch überlegen. Bis zur Ankunft in Hermanus hatten wir noch etwas Zeit. Der Weg dorthin führte uns an der Küstenstraße entlang, die den Ruf hat, eine der schönsten Küstenstraßen der Welt zu sein, etwa 60 Meter über dem Meerespiegel. Der indische Ozean war noch gut zu sehen und wir hielten Ausschau nach Walen, die sich manchmal auch hierher verirren. Doch wir sahen keine, nicht einmal ein paar herumtollende Robben.

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Aber wir sahen die dunklen Wolken, die sich langsam näherten und bedrohlich dunkel aussahen.Zunächst hielt der Bus bei Harold Potters Botanischem Garten. Das Wetter wurde etwas besser und während wir im Garten umhergingen und die vielen Blumen und vor allem die Proteas begutachteten und fotografierten, kam sogar die Sonne heraus.

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Doch kaum hatten wir den Besuch beendet und stiegen wieder in den Bus, begann es wieder zu nieseln. Ok, das konnte es die nächsten 40 Kilometer noch, dann wollten wir aber Sonne haben!

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Gegen 13 Uhr kamen wir in Hermanus an. Der Bus stand noch nicht mal, da setzte ein Regenschauer ein, wie wir ihn in diesem Urlaub noch nicht erlebt hatten. Die Straße neben uns war augenblicklich nass, in den Rinnsalen konnte das Wasser nicht richtig abfließen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben des Busses, so das wir kaum etwas auf dem Meer erkennen konnten. Plötzlich rief Sibylle: Ein Wal auf 3 Uhr!

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Alles fuhr herum, doch wir konnten ihn nicht sehen. Geschlagene 10 Minuten mußten wir warten, bis es trocken genug war und wir etwas blauen Himmel sahen, dass wir uns mit Schirmen bewaffnet hinauswagen konnten und ein paar Meter zu Fuß zu einer steinernen Aussichtsplattform gingen, von der man einen guten Blick auf zwei eng nebeneinanderliegende Buchten hatte. Und kaum standen wir hier, rief der erste auch schon: Ein Wal! Die Köpfe wurden herumgerissen, die Kameras begannen zu klicken und die Autofocusmotoren zu surren. Zwei Wale nebeneinander keine 200 Meter von uns entfernt, einer davon ein kleinerer Wal mit weißen Flecken auf dem Rücken. Die ersehnte Schwanzflosse, die so mächtig und allein aus dem Wasser ragte, bliebt zwar aus, doch ein kleines Stück bekamen wir noch zu sehen bevor der Wal entgültig abtauchte. Das war dann auch für uns der Zeitpunkt, wo wir wieder mal an etwas anderes denken sollten, nämlich daran, wie wir unsere Körper endlich wieder mit etwas Flüssigkeit und Nahrung versorgen konnten. Später würde noch genug Zeit zur Walbeobachtung bleiben. Das Wetter wirkte auf mich, soweit ich den Himmel sah, noch recht stabil und trocken. Also gingen wir langsam an der Promenade entlang und suchten uns ein nettes Lokal.

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In einem Restaurant mit Meerblick ergatterten wir einen schönen Platz am Fenster und konnten von dort aus alles gut beobachten, aber kein Wal näherte sich der Bucht. Wir glaubten, lediglich ein oder zwei Robben in einiger Entfernung ausgemacht zu haben. Doch das war nicht sicher.

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Bald begann es wieder zu regnen. Welch ein Glück, dass wir diesen Platz im Restaurant ergattert hatten. Das Essen kam und wir genossen dazu einen leckeren Rotwein. Bald würde dieser mittägliche Genuß ein Ende haben! Aber das war auch gut so. Die ganze Zeit während wir aßen glitt unser Blick immer wieder aufs Meer hinaus und wir versuchten, Wale auszumachen. Die Zeit verging und der Termin für die Rückkehr zum Bus rückte immer näher. Und wir hatten immer noch keinen Wal so gesehen, wie Angelika es uns beschrieben hat. Angeblich sollen die Wale hier ständig in der kleinen Bucht sein, direkt vor unserem Restaurant. Aber bei dem Regenwetter traute sich kein Wal hervor. Das bestätigte auch die Kellnerin, die Salz in unsere offenen Wunden goß als sie meinte, dass die Wale gestern bei strahlendem Sonnenschein wie verrückt im Wasser gespielt hätten und gesprungen wären.

Es begann wieder zu regnen. Was konnten wir tun? Schließlich beschlossen wir, uns unter den Schirmen der Stände, die fürs bevorstehende Walfest an diesem Wochenende aufgebaut wurden, in den trockenen Bus zu retten. Auf dem Weg dorthin kamen wir wieder an dem Aussichtspunkt vorbei, von dem aus wir bei unserer Ankunft in Hermanus bereits die beiden Wale etwas undeutlich gesehen hatten.

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Wir trauten unseren Augen nicht! Vor uns tummelten sich in rund 300m Entfernung mehrere Wale, mindestens 6 oder 7 Stück. Und plötzlich sprang einer von ihnen aus dem Meer und tauchte mit einem riesigen Platscher wieder ein! Kurze Zeit später dasselbe ein paar Meter weiter rechts, dann noch einmal, wieder weiter rechts. Als wir uns jetzt umschauten, waren scheinbar überall Wale zu sehen. Der Regen prasselte wieder stärker und unsere Schirme boten keinen wirklich Schutz, meiner knickte um und ging kaputt.

In jeder Pause, in der der Wal nicht sprang, packten wir unsere Kameras unter unsere Jacke, um sie so zu schützen. Sibylle und ich waren inzwischen die einzigen Menschen auf diesem regnerischen Beobachtungsposten. Die anderen aus unserer Gruppe waren sicher alle längst im trockenen Bus. Wir versuchten dem Regen zu trotzen, ignorierten, dass inzwischen auch die beiden Kameras längst nass waren und wahrscheinlich nicht mehr lange funktionieren würden. Doch diese Gelegenheit mußten wir nutzen.

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Immer und immer wieder sprang dieser eine Wal, 5 Mal hinter einander, und dann tauchte er ab und kam nach ein paar Minuten wieder hervor und es begann von Neuem. Die Uhr tickte, es ging auf 15 Uhr 30. Wir mußten uns trennen, konnten es aber nicht. Noch ein letztes Foto durch den strömenden Regen, die nasse Hose war längst vergessen, das Wasser in den Schuhen ignorierten wir. Noch eine Videosequenz des springenden Wals. Dann aber mußten wir wirklich los und rannten durch den Regen zum 100m entfernt stehenden Bus. Mein Schirm war hinüber. Aber das war jetzt auch egal.

Vollkommen durchnässt kletterten wir in den Bus und ließen uns in die Sitze fallen. Der Busfahrer startete den Bus und machte die Heizung an, so dass unsere Kleidung zu trocknen beginnen konnte. Dann ging es zurück nach Kapstadt. Die Fahrt zurück verlief ruhig, die meisten dösten. Für den Busfahrer war es nicht einfach, denn unsere nassen Klamotten gaben soviel Feuchtigkeit ab, dass alle Scheiben beschlugen und selbst die Frontscheibe total beschlagen war. Von Zeit zu Zeit nutzte Angelika ihren Schal, um ihm die Scheibe frei zu wischen.

Nach gut 1 1/2 Stunden kamen wir wieder beim Hotel an und konnten noch schnell aufs Zimmer und die nassen Sachen ausziehen und gegen trockene tauschen. Dann ging es schon wieder weiter. Im Bus hatte Angelika uns vom African Dance Theater erzählt, was nicht weit vom Hotel weg war. Dort wollten wir noch hingehen. Es begann um 18 Uhr. Wir machten uns auf den Weg, es regnete gerade nicht. Beim Theater angekommen stellte Sibylle fest, dass sie den Geldgürtel offen auf dem Bett des Hotelzimmers hatte liegen lassen. Also mußte sie schnell wieder zurück. Sie kam kurz vor dem Beginn der Show zurück und wir konnten die Vorstellung genießen.

Das African Dance Theater war ein wundervoller, lebendiger und kraftvoller Einblick in verschiedene Zeitepochen afrikanischer Musik. Das Theater war klein, doch was dort auf die Bühne gebracht wurde, riß uns mit und brachte unsere Beine zum Wippen und die Hände zum Klatschen. Bei Hakuna Matata und The Lion Sleeps Tonight grölten wir mit und waren ganz aus dem Häuschen. Die Vorstellung war mit einer Stunde viel zu schnell vorbei. Beim Hinausgehen wurde Sibylle dann noch mal in den Kreis der Tänzer gezogen und mußte mittanzen.

Als wir hinunter auf die Straße gingen und mit dem Taxi zum Essen fahren wollten, war unser Taxi noch nicht gekommen. Es regnete schon wieder in Strömen. Aber es fahren so viele Taxis in Kapstadt, dass wir uns einfach eines von der Straße herbeiriefen und dann zum Restaurant Panama Jack im Freihafen fahren ließen. Obwohl Panama Jack wohl ein angesagtes Fischrestaurant ist, war unser Taxifahrer wohl noch nicht so oft dort gewesen, denn er verfehlte die Einfahrt und mußte umdrehen, was uns aber nur etwa 1 Minute gekostet hat. Das Restaurant selber machte einen richtig urigen Eindruck, es erinnerte mehr an einen irischen Pub als an ein Restaurant. Die Decke war mit Fahnen bespannt, die Tische aus Holz und unter der Tischplatte klebte auf jedem Tisch eine Seekarte.

Es dauerte etwas länger, bis wir uns für Getränke und Speisen entschieden hatten. Doch die Bedienung hatte damit überhaupt kein Problem und ließ uns viel Zeit. Sie machte noch Scherze und war schließlich begeistert von unserer Wahl der Gerichte. Das Essen war dann auch wirklich sehr lecker. Das einige negative war, dass es an unserem Platz leider etwas gezogen hat und wir unsere Jacken anziehen mußte, sonst wären wir erfroren. Es gab zwar eine Heizlüftung, doch die fiel immer wieder aus. Aber insgesamt war es ein schöner Abend.

Mit dem Taxi fuhren wir dann wieder zurück in unser Hotel und fielen erschöpft ins Bett. Es war ein anstrengender, aber sehr schöner Tag gewesen.

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