Madeira, Tag 10: Von Capela dos Cardais nach Santo da Serra

Wir hatten Abenteuer gebucht, und an diesem Tag bekamen wir unser Abenteuer!
Von unserer Unterkunft wurden wir eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant zum Startpunkt der Wanderung an der Kapelle Capela dos Cardais gebracht. Die Zeitverzögerung war dem schlechten Wetter geschuldet, mit dem wir beim Erwachen begrüßt wurden.

Schlechtes Wetter


Es regnete und windete und war sehr neblig. Tatsächlich sah es um 9 Uhr 30 schon ganz anders aus. Ein paar blaue Löcher hatten sich in der weißen Wolkendecke aufgetan, als wir abgesetzt wurden und vor der Kapelle standen.
Der Weg zur Levada war unscheinbar, nur ein kleines Holzschild verwies darauf, dass es hinter der Kapelle los ging. Vorbei an einer gefüllten Wasserzisterne machten wir uns auf den Weg, die Levada Nova zu erkunden. Entgegen der Fließrichtung des Wassers ging es leicht bergauf. Die Levada verlief durch einen kleinen Tunnel und wir umgingen diesen Tunnel durch zementierte Stufen, die es hinauf ging. Oben angekommen wollten wir die Treppe wieder hinab zur Levada steigen, doch das Verbotsschild irritierte uns!

Sperrung


Die Verwaltung der Levadas hatte diese Levada aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wir waren etwas irritiert, was wir tun sollten und riefen die Agentur an. Diese sagte uns, dass wir den Weg ohne Probleme gehen können. Das Verbotsschild sei schon 4 Wochen alt und lediglich ein Brückengeländer unterwegs sei abgerissen, aber man könnte den Fluss auch so durchqueren. Der Levadaweg an sich soll frei sein, ansonsten sollten wir wieder umdrehen.
Wir vertrauten der Agentur und machten uns auf den Weg.

Levada Nova


Anscheinend war schon lange keiner mehr die Levada Nova entlang gegangen, denn das Gras, durch das wir direkt neben der gut gefüllten Levada gingen, war kniehoch und aufgrund des Regens nass und schwer. Farne, Gräser, Rosen und Diesteln säumten den Weg und hinderten uns daran, allzu schnell voran zu kommen. Die Hosen wurden schnell nass und die Schuhe natürlich ebenso.

Blick auf die Küste


Wir folgten der Beschreibung von Wikinger, die uns immer an der Levada entlangführte. Mit einem Mal ging es aber nicht weiter. Ein Baum versperrte uns den Weg, er lag direkt über der Levada und dem Weg. Links neben uns begann direkt der Abgrund, rechts eine Felswand. Was tun?

Wir versuchten unter dem Baum hindurchzukrabbeln. Dabei geriet leider Sibylles Kamera in Berührung mit dem sandigen Boden und musste auf der anderen Seite erst mal gereinigt werden.
Weiter ging es durch herrliche Eukalyptuswälder, vorbei an großen Bäumen mit Gewürzlorbeer.

Die Wege waren teilweise recht rutschig, wir mussten ab und zu auf den Levadas selber balancieren, weil der Weg daneben zu schmal war und der Abgrund direkt daneben begann.

Levadabrücke


Es ging über Levadabrücken, die mit Betonplatten bedeckt waren.

Levadabrücke


Die Abstände zwischen den Platten waren aber groß genug, so dass man das hindurchfließende Wasser noch sehen konnte.

Während wir durch die bewaldete Landschaft gingen, rochen wir immer wieder den Eukalyptus und die Kiefernnadeln.

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Das Wetter war inzwischen richtig gut geworden und wir zogen Lage um Lage von unserer Kleidung aus.
Bald kamen wir an eine nächste Sperrung.


Ein weiterer herabgestürzter Baum lag so schräg auf der Levada, dass es unmöglich war, zwischen ihm und der Felswand hindurchzuklettern. Und um den Baum herum konnten wir auch nicht. Denn das hätte bedeutet, dass wir den Abhang hinab hätten gehen müssen. Also krabbelte ich in das Geäst hinein und begann damit, die Äste abzubrechen und uns einen Weg durch den Baum hindurch zu schaffen. Dann konnten wir weiter. Langsam wurde es ein richtiges Abenteuer, zu dem wir uns aufgemacht hatten. Bald darauf kamen wir ein weiteres Mal an eine Stelle, die von einem Baum versperrt war. Aber hier konnten wir die Äste zur Seite biegen und auf dem schmalen Stück zwischen Baum und Abhang entlanggehen.

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Wir kamen zum Ende der Levada Nova und erreichten ein Flußbett, welches gut mit Wasser gefüllt war.

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Eine Brücke führte über den Fluß, zumindest zum Teil. Dies musste die abgebrochene Brücke sein, von der die Reiseagentur gesprochen hatte. Doch wenn wir darüber gehen würden, müssten wir den Rest des Weges ans andere Ufer durch das Wasser waten.

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Also suchten wir uns einen anderen Weg hinüber. Wir fanden flußaufwärts eine Stelle, die besser geeignet war.

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Auch hier war ein bißchen sportlicher Einsatz gefragt, doch wir schafften es und gönnten uns danach eine kleine Mittagspause am Fluß. Während wir dort saßen, kam ein älteres Paar am anderen Ufer herbei und wollte auch auf unsere Seite. Wir zeigten ihnen, wo wir den Fluß überquert hatten. Der Mann bedankte sich und erklärte, dass er diese Levada schon vor 10 Jahren gegangen war. Wir sollten aufpassen, weil der weitere Verlauf sehr rutschig sein kann.
Wir bedankten uns und gingen weiter. Und wirklich, der weitere Weg wurde etwas rutschig. Wir steuerten nun auf die Levada Dos Torres zu und mussten hierzu den Berg hinauf kraxeln und uns dabei an den Wurzeln festhalten, um nicht abzurutschen. Wir kamen an einer Natursteinmauer vorbei und stiegen über große natürliche Steine und schlammigen Boden immer höher. Der nächste Baum lag im Weg, doch diesen konnten wir umgehen.
Es ging immer weiter hinauf und dann hatten wir das Ende des Aufstiegs erreicht. Anschließend ging es wieder einige Zeit auf der Levada Dos Torres entlang, bis wir ans Ende der Levada kamen und das Schild nach Santo de Serra entdeckten, wo eine Steintreppe hinauf führte.

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Der Weg hinauf war steil, doch nach dieser wunderschönen Wanderung bewältigten wir auch das ohne zu murren. Es war eine außerordentlich schöne Wanderung in wunderschöner Landschaft gewesen, wir hatten Abenteuer und wunderschönes Wetter. Niemand außer uns war unterwegs gewesen – von den beiden Engländern am Schluß abgesehen. Wir würden diese Wanderung sofort wieder machen!!!

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Im Hotel angekommen wurde geduscht und ein wenig erholt. Dann machten wir uns auf zum Essen. Unser Plan war eigentlich, heute im Hotel zu essen. Doch das Restaurant war für eine geschlossene Gesellschaft reserviert, so dass wir wieder in den Ort gehen mussten. Wir hatten gestern beim schlendern ein kleines aber feines Restaurant entdeckt, nicht weit von unserem Hotel. Dorthin kehrten wir ein. Wir waren die einzigen Gäste dort. Es wirkte alles sehr nobel und edel. Gut 10 Tische, sehr fein und exklusiv gedeckt, waren dort angerichtet. Das genaue Gegenteil zu dem einfachen Dorfrestaurant von gestern Abend, nur ein paar Straßen weiter. Es wirkte auf uns sehr edel und wir fühlten uns zu Anfang ein wenig unwohl, dass wir die einzigen Gäste im Restaurant waren. Doch dann erfuhren wir von der Bedienung, die wahrscheinlich auch die Besitzerin war, dass dieses Restaurant erst vor einem Monat aufgemacht hatte und nun seine Gäste suchte. Wir wurden jedenfalls sehr gut umsorgt und haben sehr lecker gegessen. Es war ein rundum gelungener Abend und wir waren froh, in unserem Hotel-Restaurant kein Essen bekommen zu haben.

1 Kommentar

  • Helga Asteroth sagt:

    Hallo, Ihr Wanderer,
    die Bilder vermitteln ein wenig, wie abenteuerlich die Tour war.
    Diese engen Stellen eine Seite Berg die andere Seite Abgrund.
    Una dann noch ein rutschiger Weg. Ein paarmal habe ich auf solchen
    Touren gestreikt. Ich bin nicht schwindelsicher.
    Schön, daß Ihr das so genießen könnt.
    Weitere tolle Touren wünsche ich Euch.
    Liebe Grüße
    Helga