Tag 3, 31.10.2016: Yangon

Geweckt durch eine Art Muezzin, dessen lautes Rufen uns durch die dünnen Fenster erreichte, standen wir um kurz nach 7 nach mehr als 10 Stunden erholsamen Schlaf auf. Im Zimmer war es sehr angenehm, obwohl wir die Klimaanlage ausgeschaltet gelassen hatten.
Hatten wir uns etwa schon so schnell aklimatisiert? Die Antwort kam nach dem nicht so üppigen Frühstück um kurz nach 9, denn da traten wir auf die Straße und gingen ein paar Meter zu unserem Bus. Eine heiße Wand schlug uns entgegen, als wir das Hotel verließen. Es herrschte schon wieder eine Luftfeuchtigkeit wie in einer Waschküche.
Wir fuhren zur Sule Pagode, einer Pagode im Zentrum von Yangon.
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Nach einer Legende wurde diese Pagode vor der Shwedagon Pagode gebaut und soll mehr als 2500 Jahre alt sein. Wir zogen unsere Schuhe aus und vertrauten darauf, diese nach dem Rundgang wiederzubekommen. Dann folgten wir Tun auf seinem Rundgang. Tun erklärte uns die Pagode und als Nicht-Buddhisten auch den Unterschied zwischen Stupa, Tempel und Pagode. Als Pagode wird das gesamte Areal bezeichnet, einen Tempel kann man betreten, die Stupa hingegen ist geschlossen. In einigen Stupas besagt die Legende, dass sich dort persönliche Gegenstände eines Buddhas befinden, etwa die Haare oder Gebeine.
Jede Stupa ist von 7 kleineren Stupas umgeben, den Wochentagsstupas. Hier können die Besucher für ihre persönlichen Wünsche beten und Opfer in Form von kleinen Goldplättchen bringen, die sie vorher an einem Stand in der Pagode gekauft haben.
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Nach dem Besuch der Pagode fuhren wir zum Hauptbahnhof und bestiegen den Bahnsteig. Eigentlich wollten wir eine Rundtour mit dem Circular Train machen, der die ganze Stadt umfährt und ca. 3 Stunden dauert. Tun hat aber entschieden, dass 90 Minuten ausreichen würden.
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Unterwegs stiegen an jeder Station die unterschiedlichsten Händler ein und versuchten ihre Waren an den Mann oder die Frau zu bringen.
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Es wurde Obst angeboten, Süßigkeiten, Eis und SD Karten fürs Handys. Doch wir konzentrierten uns mehr auf die Menschen im Zug und die vorbeiziehende Landschaft. An der Station Insein sind wir ausgestiegen und haben ein paar Minuten auf den Zug gewartet, der uns wieder zurück zum Hauptbahnhof brachte. Dieser war dann viel voller als der erste Zug und wir mussten zunächst stehen. Es war sehr voll. In unserem Abteil fuhren die Menschen vom Markt heim, ihre ganzen Waren, Obst und Gemüse aller Art, transportierten sie in großen Säcken und Körben. Dann kamen natürlich auch wieder die Händler dazu, die sich zwischen uns durchdrängelten um von einem Abteil zum anderen zu kommen. Manche balancierten ihre Waren auf dem Kopf auf einem Tablett. Andere Händler schrien ihre Anpreisungen durch den ganzen Waggon, und das passierte oft genug gleichzeitig von links und rechts.
Es war stickig und wir trieften aus jeder Pore. Trotzdem war es sehr interessant das Treiben zu beobachten.
Nach gut einer Dreiviertelstunde in der fahrenden Sauna sind wir wieder am Ziel angekommen und gingen die paar Meter vom Hauptbahnhof zum Hotel zu Fuss.
Nach einer kleinen Stärkung in einem Restaurant ganz in der Nähe vom Hotel, sind wir dann am Nachmittag zur Shwedagon Pagode gefahren. Diese Pagode ist viermal so groß wie die Sule Pagode vom Vormittag. Es gibt vier Eingänge und wir nehmen den südlichen Eingang, der laut Tun der schönste und für Fotographen der attraktivste Eingang ist. Vorbei an einem überdimensionalen Löwen und vielen goldenen kleinen Stupas gehen wir und sehen auf dem Weg zu einem Fahrstuhl bereits die 98 Meter hohe weltberühmte Stupa. Beim Fahrstuhl ziehen wir unsere Schuhe aus und fahren dann hinauf auf die Ebene, auf der die Pagode errichtet ist. Die Shwedagon Pagode ist nämlich auf einem Hügel errichtet worden. Als wir das Areal betreten, sind wir schier überwältigt von der unglaublichen Anzahl an Stupas und kleinen Schreinen.
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Auch hier sehen wir beim Rundgang wieder das Muster, das uns Tun bereits bei der Sule Pagode erklärt hatte. Es gibt einen Schrein für jeden Wochentag, aber daneben gibt es noch unzählige weitere Schreine und kleine Tempel, auf deren Stufen sowohl Touristen aus aller Welt als auch buddhistische Mönche sitzen und die wunderschöne und beeindruckende Stupa im Zentrum der Pagode betrachten.
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Auch wir genießen ohne Hektik den Anblick und freuen uns hier zu sein. Für einen echten Buddhisten ist der Besuch der Shwedagon Pagode ein Lebensziel, wie für den Moslem der Besuch Mekkas.
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Die in Yangon lebenden Buddhisten versuchen, mindestens einmal pro Woche zur Shwedagon Pagode zu kommen.
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Wir blieben noch bis zum Sonnenuntergang um kurz vor 18 Uhr und erlebten, wie schön die Stupa ist, wenn sie vom Scheinwerferlicht angeleuchtet wird. Leider sind nicht nur wir auf die Idee gekommen, unzählige Touristen hatten ihre Kameras und Stative aufgebaut und sich so positioniert, dass sie das vermeintlich perfekte Bild schießen konnten.
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Aber wir ließen uns davon nicht beirren sondern machten unsere eigenen Bilder. Der Besuch dieser Pagode war schon mal ein Highlight zu Beginn unserer Reise.
Um kurz nach 18 Uhr verließen wir die Pagode und fuhren zurück zum Hotel. Wir machten uns kurz frisch und gingen dann Abendessen. Tun hatte uns empfohlen, heute chinesisch essen zu gehen, da sich unsere Mägen wohl noch nicht an das burmesische Essen gewöhnt haben könnte.
Also sind wir seinem Rat gefolgt und zu einem Chinesen gegangen, den er uns empfohlen hat. Das Restaurant war gut besucht, man gab uns einen extra Raum im ersten Stock. Alles war sehr lecker und wir genossen das Essen und die Unterhaltung mit den Mitreisenden. Es war ein sehr schöner Abend und wir sind dann gut gesättigt wieder zurück zum Hotel gegangen.

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