16.11.2015: Von der White Lady nach Erindi

So langsam näherte sich unsere Rundreise dem Ende. Wir verließen heute die Damara Mopane Lodge in Richtung Erindi Game Ranch, unserer letzten Unterkunft vor Windhoek, dem Ende unseres Urlaubs. Es lag ein langer Tag vor uns. Wie lang er werden würde, das wussten wir am Morgen noch nicht.
Zunächst fuhren wir auf der gut asphaltieren Straße C39 nach Khorixas, um noch ein bißchen für unterwegs einzukaufen und das Auto zu betanken.
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Dann ging die Reise weiter zum Brandberg.
Schon von weitem war der massive Granitbuckel gut zu erkennen.
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Unterwegs hielten wir kurz an, um diesen Berg zu fotografieren. Die Fahrt zum eigentlichen Areal zog sich dann doch noch wieder länger, als wir gedacht hatten. Der Berg schien so nah zu sein, doch es waren noch gut zwanzig Kilometer, bis wir durch das Gatter fuhren und unser Auto unter dem Sonnendach parken konnten. Kaum hatten wir geparkt, kam auch schon ein junger Schwarzer an und stellte sich uns als Justin vor. Er fragte uns freundlich, ob wir für die White Lady hier wären. Als wir bejahten, wies er auf die kleine Holzhütte, mit dem Strohdach, unter dem ein paar junge Afrikaner saßen und auf einen Laptop starrten. Einer der jungen Afrikaner stand auf und ging in die Hütte hinein und füllte gleich die Registrierung für uns und das Auto aus. Wir bezahlten, dann schlossen wir uns Justin an, der sich noch kurz seinen Wanderstab schnappte und dann mit uns in den Busch marschierte.
Es war heiß, wir schwitzten schon nach wenigen Metern. Eine Stunde sollte laut unserem Reiseführer die Wanderung zur White Lady dauern. Eine Stunde bei fast 40 Grad im Schatten! Zum Glück hatten wir unser Wasser dabei.
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Wir folgten Justin durch die steinige Schlucht und unseren geübten Blicken entging nicht das viele Elefanten Puh, das wir hier überall sahen. Als wir Justin darauf ansprechen erklärt er, dass vor ein paar Tagen ein paar Elefanten durch die Schlucht gekommen sind und viel zerstört haben. Das Ausmaß der Zerstörung sahen wir an den umgeknickten Baumstämmen. Aber wie konnten hier auf diesem steinigen Untergrund Elefanten gehen? Für uns war die Kraxelei schon anstrengend genug.
Justin war ein sehr netter Guide, sobald wir eine Frage hatten, erklärte er sehr umfassend und geduldig.
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Nach einer Dreiviertelstunde hatten wir das unscheinbare Felsmassiv erreicht, unter dem die White Lady unter einem Sonnendach aus Stroh geschützt war. Wir mussten unsere Rucksäcke und das Wasser ablegen und durften erst dann die letzten Meter hinaufsteigen, um das Bild der White Lady zu bewundern.
Auf den Felsmalereien waren sehr viele Tiere zu sehen. Einige waren in dunkler Farbe aufgetragen, andere in hellerer Farbe in den Stein geritzt und dann bemalt. Justin erklärte uns, dass das gesamte Bild eigentlich aus zwei Bildern besteht, die zu unterschiedlichen Zeitepochen entstanden sind. Inmitten der Tiere befand sich eine weiße Figur, die nicht unbedingt als Frau zu erkennen war. Dies war die White Lady.
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Sie war etwa 40 Zentimeter groß. Die White Lady und die anderen helleren Malereien stammten laut Justin aus einer jüngeren Epoche, wurden also nachträglich in das ursprüngliche Bild eingesetzt. Man nimmt an, dass diese Malereien von Kriegern der San erstellt wurden. Heutzutage wird ebenfalls angenommen, dass die White Lady keine Frau, sondern ein junger Krieger sein soll, der einen Initiationsritus absolvierte.
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Angesichts der Hitze und der Strecke, die noch vor uns lag, lösten wir uns bald von diesen faszinierenden Felsgravuren und traten den Heimweg durch die Schlucht an.
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Zurück beim Auto stärkten wir uns, dann ging die Fahrt weiter in Richtung Erindi.
Die Strecke war wie die letzten Tagen eine reine Sandpiste, die alle Qualitäten des Allradautos ausreizte. Die Landschaft, durch die wir fuhren, war abwechslungsreich. Wir kamen durch das Erongo-Gebirge und näherten uns allmälich dem Erindi Park. Leider war das Navigationsgerät, welches wir dabei hatten, etwas umständlich in der Bedienung, so dass wir den Weg zur Lodge im Erindi Park nicht richtig eingeben konnten. Auf den Straßenkarten aus Papier war die Lodge und der Park gar nicht erst eingezeichnet.
Hinter Omaruru begann das Einzugsgebiet des Erindi Parks. Das erkannten wir daran, dass die Straßen zunächst etwas schmaler wurden und dann aber wieder breiter und sandiger. Rechts und Links neben der Straße sahen wir Zäune, die ein Ausbrechen der Tiere aus dem Park verhindern sollte. Wir passierten einige Rollgatter, doch kein Hinweisschild auf das Erindi Game Resort. Wir fuhren und fuhren, das Navi zeigte immer noch eine Straße an, aber wir wußten langsam nicht mehr, ob wir hier richtig waren. Dann endlich erreichten wir den Eingang des Parks, das große Tor, an dem wir mitsamt Auto registriert wurden. Nachdem wir das große Gatter passiert hatten, dauerte die Fahrt bis zur Lodge noch fast eine weitere Stunde, denn wir durften uns nur mit 10-30 km/h fortbewegen.
Aber wir erreichten die Lodge und waren sehr angetan von den Zimmern und besonders von dem Restaurant. Das Restaurant lag nämlich direkt an einem Wasserloch, von dem man wunderbar die Tiere im beobachten konnte.
Es war schwierig, sich hier auf das leckere Essen, zum Beispiel Oryxfilet, zu konzentrieren, denn hinter uns war am Wasserloch richtig was los. Dort sahen wir Elefanten, Marabus, Zebras, Schakale, Krokodile und Hippos, die um das Wasserloch verteilt waren und fraßen und tranken. Nach dem Essen genossen wir den Abend auf der Terasse und sahen fasziniert auf das Wasserloch. Die Tiere kamen und gingen und wir schauten dem Treiben einfach nur zu. Es war unglaublich, was wir hier vorgefunden hatten. Das war Urlaub!

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