13.09.2012, Der Tag des Elefantenkusses

Die Räume der Lodge waren einfach, aber sauber. Es gab Einzelbetten und ein ausreichend großes Schlafzimmer für zwei Personen. Vor unserem Zimmer gab es noch eine kleine Terasse mit zwei Stühlen und einem kleinen Tisch, doch wir waren gestern abend nicht dazu gekommen, dort noch zu sitzen. Vor allem, weil wir in dieser Gegend bereits im Malaria Gebiet sind und die Anophylismücke in der Dämmerung herauskommt und stechen kann. Da wollten wir kein Risiko eingehen.

Die Nacht war ganz ruhig, wir haben ganz gut geschlafen und wurden vom Wecker um 20 vor 6 geweckt. Das Wetter war wunderschön, entgegen Angelikas Voraussage präsentierte sich uns ein strahlend blauer Himmel. Laut Hotelvoraussage sollen es heute sogar bis zu 30 Grad werden.

Pünktlich um 8 Uhr sitzen wir alle im Bus und machen uns auf den Weg zur sogenannten Panoramaroute. Von der Casa do Sol Lodge fahren wir auf der R535 Richtung Graskop. Wir kommen vorbei an Akazienwäldern, Eukalyptusbäumen und Macadamiebäumen. Es geht über den sogenannten Kaninchenpass, den Kowynspas und durch den kleinen Ort Grasbrok hindurch. Von Grasbrok aus fahren wir weiter auf der R532. Während der Bus sich über die gut ausgebaute Landstraße schiebt, nutzt Angelika, deren Stimme heute morgen wieder viel besser klingt als gestern abend, die Zeit und erzählt uns die Geschichte vom freudigen und vom traurigen Fluss.

Diese Geschichte handelt von den Vortrekker Siedlern, die in dieser Gegend siedeln wollten und nicht den richtigen Weg über den Pass gefunden hatten. Zu Pferd machten sie sich auf und suchten nach einem Weg, um den Platz zu erreichen, den die erste Gruppe vor ihnen besiedelt hatte. Doch die Männer kamen nicht zur verabredeten Zeit zurück. Die Frauen zogen weiter und nannten den Fluß, den die Männer überquert hatten, den traurigen Fluß. Doch Tage später tauchten die Männer doch wieder auf und zu diesem Zeitpunkt befanden sich die übrigen Siedlerfrauen an einem anderen Fluß, der fortan der freudige Fluß genannt wurde. Wir werden später noch Gelegenheit haben, beide Flüsse zu sehen.

Wir fahren heute bis auf 1500 m hinauf. Unser erster Stop führt uns zu einem Aussichtspunkt, von dem man die drei Rondawels sehen kann, eine Felsformation, deren Spitzen aussehen sollen wie die Dächer von einheimischen Hütten. Doch leider liegt der Blyde River Canyon im dichten Dunst und man sieht fast nur Silhouetten. Trotz des nicht klaren Ausblick’s haben wir die mystisch anmutende Aussicht sehr genossen.

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Nach 20 Minuten Aufenthalt geht es weiter zu den Potholes, hier sehen wir Felsen, in die das Wasser der beiden Flüsse im Lauf der Millionen von Jahren, in denen der Canyon existiert, Löcher hineingefräst hat. Wir sind fasziniert von diesem Naturereignis und diesen Naturgewalten. Das stetige Wasserfließen hat wahrlich wundersame Formationen hervorgebracht.

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Nach den Potholes geht es bei inzwischen sehr warmen Temperaturen zu einem weiteren Aussichtspunkt, der Gottes Fenster genannt wird. Auf der Fahrt dorthin erzählt uns Angelika etwas über die Medizinmänner in den afrikanischen Stämmen. Es gibt zwei Arten, zum Einen die Tsangomas, die sich in erster Linie mit Hellsehen und Wahrsagen beschäftigen und deren Beruf meist von Frauen ausgeübt wird, und dann die Njangas, die sich mit der Kräuterheilkunde befassen.

Bei Gottes Fenster angekommen steigen wir aus und gehen den schmalen, steinigen Weg hinauf zur Aussichtsplattform. Es ist inzwischen, oder gerade hier in dem kleinen Regenwald, recht schwül, so dass wir beim hinaufgehen doch arg ins Schwitzen kommen. Gottes Fenster ist ein Aussichtspunkt an dem man bei sehr klarem Wetter einen Blick bis nach Mosambik hat. Er liegt genau an einer natürlich geologischen Kante, die rund 1000 Meter hinab führt. An diesem besonderen geologischem Punkt haben sich vor etlichen Millionen Jahren die Kontinente getrennt. Den schöneren Blick auf das zu unseren Füßen liegende Tal hatten wir aber von einer steinigen Aussichtsplattform rund 300 Meter den Berg hinauf.

Während der Fahrt nach Grasbrok, zum Mittagsessen zu Harrys Pancakes, hören wir von Angelika schon einmal ein paar Fakten über den Krüger Nationalpark, den wir morgen besuchen werden. Der Park verfügt über gut ausgebaute Straßen, er hat 1000km Asphalt und etliche private und offizielle Camps, die durch dieses Straßennetz verbunden sind. Die Größe des Parks umfaßt eine Fläche von 20.000 Quadratkilometern und ist somit größer als Belgien. Die Natur im Krüger Park unterscheidet sich stark von den Parks in Kenia oder Tansania, was auch der Grund dafür ist, das hier keine Naturfilme mehr gedreht werden. Der Krüger Nationalpark besteht überwiegend aus hohem Buschwerk, Bäumen und Felsen. Dagegen herrschen in Kenia und Tansania die offene Steppe vor. Dadurch sind die Tiere natürlich viel besser zu sehen, wir dagegen werden uns morgen auf die Pirsch begeben müssen, um die Tiere zu entdecken.

In Grasbrok angekommen gehen wir alle zu Harrys Pancake Laden und essen dort Pfannkuchen. Man hat die Wahl zwischen süßen und pikanten Pfannkuchen, die zum Beispiel mit Chili oder mit Lachs gefüllt sind, dazu eine selbstgemachte Sauce, eine Art Mayonaise. Oder ganz normale süße, die im Grund dem Palatschinken sehr ähnlich sind. Auf jeden Fall hat man dann eine ordentliche Portion auf dem Teller und wird mit etwas äußerst schmackhaften versorgt. Wir waren sehr zufrieden und würden Harrys Pancakes weiterempfehlen.

Nach dem Besuch von Grasbrok geht es zurück nach Hazyview und zur Lodge Casa do Sol, beziehungsweise wir sind 8 Gäste, die vor dem Eingang zur Lodge aus dem Bus steigen. Die Lodge, die ja inmitten eine kleinen Regenwaldes gelegen ist, liegt direkt neben dem Elephant Sanctuary, einer Pflegestation für zwei Elefanten. Auf dieser Pflegestation können die Besucher den Elefanten ganz nah sein, sie streicheln, sie spazieren führen oder auf ihnen reiten. Auf jeden Fall lernt man die Elefanten von einer ganz anderen, sehr intimen Seite kennen.

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Wir 8 biegen mit Angelika in den Weg zum Elephant Sanctuary und werden, nachdem die Formalitäten geklärt sind, auch schon zu den Elefantengehegen geführt. Dort klärt uns der schwarze Elefantenpfleger erst einmal über die Anatomie des Elefanten an sich auf. Anhand eines echten Elefantenschädels zeigt er uns, wo Gehirn, Augen, Ohren und Stoßzähne sitzen. Wie erfahren, das ein Elefant in seinem Leben 6 neue Zahnsätze bekommt und wenn der letzte Zahnsatz ausgefallen ist, dann wird er nur noch weiche Blätter kauen können. Leider bedeutet das aber auch, das sein Leben sich dem Ende neigt und er als älteres Tier von rund 60 Jahren die Herde verlassen wird, um dann einsam am Flußufer zu sterben. Damit wäre auch der Mythos von den Elefantenfriedhöfen wiederlegt, denn die gibt es nicht.

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Nach den Erklärungen, die wir sehr unaufmerksam und ungeduldig mitanhören, werden wir endlich zu einem Platz im Wald geführt, an dem wir auf die beiden Elefanten Caspar und Kinja warten sollen.
Gespannt lauschen wir in den Dschungel und unsere Blicke schweifen von links nach rechts, nach hinten und wieder zurück. Doch von den Elefanten ist nichts zu sehen. Jedes Rascheln der Blätter wird interpretiert als ein sich nähern der Elefanten, auf die wir so sehnsüchtig warten. Und dann regt sich endlich was in unserem Rücken. Über einen kleinen Hügel hinter uns kommen die beiden Dickhäuter, geführt von ihren Pflegern, und trotten die kleine Sandrampe herunter und bauen sich vor uns auf. Caspar ist der große Elefant, etwa 26 Jahre alt und mit einem arg ramponierten rechten Ohr.

Kinja ist der kleine Elefant, etwa 14 Jahre alt. Nachdem die Pfleger sich und ihre Elefanten vorgestellt haben, werden wir in Zweiergruppen zu den Elefanten gerufen. Wir dürfen sie anfassen, fühlen, wie weich die Füße sind und die Haut hinter den Ohren ist.

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Wir berühren ehrfürchtig die graue, rissig aussehende Haut dieser riesigen Dickhäuter und fühlen uns wie kleine Kinder. Die Elefanten sind brav und sehr zahm und lassen sich von uns überall berühren, wir dürfen sogar ihre warme, weiche Zunge berühren und werden als Abschluß mit einem dicken Schmatzer ihres weichen und doch ein wenig rauhen Rüssels am Hals belohnt. Diesen Kuss werden wir so schnell nicht vergessen.

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Zum Ende des Besuchs dürfen wir die Elefanten dann noch am Rüssel spazieren führen. Je zwei von uns greifen dabei einen kleinen Teil des Rüssels, dabei spüren wir, wie kräftig ein Elefant eigentlich ist.

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Ohne Probleme könnte er uns mit seinem Rüssel Probleme bereiten, uns zur Seite in den Sand schleudern, doch sowohl Caspar als auch Kinja sind sehr artig und lassen sich einmal um das Rund führen.

Danach durften wir die Elefanten mit etwas Trockenfutter belohnen. Ein abschließendes Foto vor den Elefanten noch und dann geht es zurück ins benachbarte Hotel und unter die heiße Dusche.

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Nach diesem Tag müssen wir uns erst einmal erfrischen und neue Kleidung anziehen, bevor es dann zum Abendessen geht. Und nach dem Essen gehen wir früh schlafen, denn morgen müssen wir früh aus den Federn, weil es in den Krüger Park geht. Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns auf morgen. Leider ist die Wettervorhersage nicht besonders gut. Aber wir warten ab und hoffen das Beste.

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