12.09.2012, Fahrt nach Hayzyview

Heute müßte man eigentlich ein wenig depressiv werden, denn wir erleben das erste Mal einen bewölkten Himmel. Doch da selbst Angelika noch gute Laune hat, verdunkelt sich unsere auch nicht.
Nach einem erneut guten Frühstück geht es pünktlich um 8 Uhr los. Doch weit kommen wir zunächst noch nicht, vor uns stehen die Autos auf den Zufahrtstraßen zu den gut ausgebauten Autobahnen. So fahren wir auch besonders langsam an den Slums vorbei, die wir nun natürlich noch zu Gesicht bekommen.

Angelika erklärt uns, dass diese Slums keine offiziellen Stadtteile von Johannisburg sind, nichtsdestotrotz aber einen offiziellen Vertreter haben, der für die Belange der Menschen in diesen Slums einsteht.

Während wir langsam auf die Autobahn fahren, erfahren wir etwas mehr über die Geschichte der Homelands, die aktuelle Entwicklung der einzelnen Bewohner dieser Homelands, über den Übergang vom Homeland zur Ortschaft der manchmal recht fließend ist. Denn mit dem Wohlstand einzelner Menschen ändert sich auch das Aussehen der wohnungen. Wo zunächst noch Wellblechhütten standen, werden mit wachsendem Wohlstand richtige Häuser aus Stein und grasgedecktem Dach gebaut.

Während wir weiter Richtung Osten fahren, um gegen Mittag Pilgrims Rest zu erreichen, erzählt uns Angelika wieder etwas über die Apartheid und ihre ganz eigene persönliche Erfahrung in dieser Zeit.
Wir erfahren von ihr, wie sie im Zuge dieser ganzen Entwicklungen und der neuen Demokratie Südafrikas plötzlich ihre deutsche Staatsbürgerschaft verlor und plötzlich eine Südafrikanerin war.
Wir erfuhren, dass sie 3 Jahre neben der wohl berühmtesten Sängerin Südafrikas gelebt hat, Miriam Makeba, die auch in Europa und der restlichen Welt sehr erfolgreich war.

Angelika erklärt uns in ihrer unnachahmlichen, manchmal ein wenig chaotischen Art, das Südafrika vom Finanzdisaster der letzten Jahre kaum etwas mitbekommen hat. Viel schlimmer als der Ölboykott der westlichen Länder war der Sportboykott, der den Manschaften verbot, in der Welt an Wettkämpfen teilzunehmen. Lediglich einzelne Sportler durften reisen und Wettkämpfe betreiben.

Gut eine Dreiviertelstunde später, um 8 Uhr 48, fahren wir auf die M4 Richtung Osten. Es geht zunächst nach Belfast. Auf dem Weg dorthin erfahren wir etwas über die Landwirtschaft Südafrikas und das Südafrika ein Land der Zäune ist. Immer wieder sehen wir im vorbeifahren das Brandgras am Straßenrand, und wir sehen
große Felder verbrannten Grases.

Langsam gewinnen wir an Höhe, es wird heute bis auf 2000m hinauf gehen. Angelika erzählt uns, dass es hier in Südafrika nichts gibt, was nicht irgendwo auf der Welt wächst. Sie meint damit, dass es einfach nichts einheimisches hier gibt. Alles stammt von irgendwo anders auf der Welt und wurde nur eingeführt. Aber es ist nicht südafrikanischen Ursprungs. Es gibt zum Beispiel keine echten südafrikanischen Früchte.

Während wir weiter fahren setzt sich wie auch an den anderen Tagen die Sonne durch. Während der Fahrt gibt uns Angelika ein paar Stücke Billtong zum probieren. Dabei handelt es sich um eine afrikanische Spezialität, bei der Fleisch in mehreren Schritten getrocknet wird. Billtong kann aus verschiedenen Fleischarten gemacht werden: Rind, Lamm, Büffel, Kudu usw.

Die Autobahn führt auch vorbei an vielen Kohlekraftwerken, auf die uns Angelika immer wieder aufmerksam macht. Gegen 11 Uhr kommen wir in Belfast an, einem Ort für die Farmer der Gegend, die hier einfach alles bekommen, von Saatgut bis hin zu Werkzeug für die Farm.

Wir fahren dann weiter Richtung Dullstrom und erfahren auf dem Weg nach Leydensburg viel über Malaria. Erstaunlich ist, das Leydensburg seinen Namen von den vielen Malariatoten erhalten hat bzw. von den Leyden, die deren Tod mit sich gebracht hat. Gegen 13 Uhr 30 erreichen wir Pilgrims Rest, das antike Goldgräberstädchen, das noch genauso erhalten sein soll, wie zu den Hochzeiten des Goldrausches.

013 DSC_4214

Doch wir spüren sehr schnell, das dieser Ort nur noch eine Touristenhochburg ist. Von der Ursprünglichkeit ist nicht mehr viel zu spüren, die Menschen sind zwar freundlich, aber man hat nicht das Gefühl, dass sie es ehrlich meinen. Viele, besonders die Kellner und die Nusshändler, sind sehr muffelig bzw. nötigen einen schon fast, etwas zu kaufen. Das erinnert an die Halo-Gassen in China.

014 DSC_4222

015 DSC_4227

016 DSC_4230

Wir haben Pilgrims Rest nicht sehr genossen und waren froh, als es gegen 15 Uhr wieder weiter ging. Auf der Fahrt in Richtung Hayzyview mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass Angelika’s Stimme ziemlich mitgenommen war und sie fast nur noch krächzend ihre Informationen weiter geben konnte. Mir ist diese Problem ja sehr bekannt. Dennoch hat sie versucht, uns weiterhin mit ausreichend
Information zu versorgen. Der nächste Stop war dann die Casa del Sol, unser Hotel für die nächsten 4 Nächte, gelegen bei Hayzyview.
Das Hotel lag quasi inmitten des afrikanischen Busch, vollkommen eingeschlossen von Büschen und Bäumen und exotischen Pflanzen.
Nach der Ankunft machten wir zu Viert noch einen kleinen Rundgang um die Anlage, kurz bevor die Sonne unterging. Dann war es auch schon 18 Uhr und wir begaben uns ins Restaurant, wo wir vor dem
Abendessen schon einen kleinen Wein tranken. Pünktlich um 18 Uhr 30 begann dann das Abendessen, was wieder mit vielen leckeren Sachen aufwarten konnte. Beim anschließenden Bezahlen der
Getränkerechnung gab es dann noch etwas Verwirrung mit dem Personal, aber letztlich wurde auch das ruhig und besonnen gelöst und wir verschwanden um kurz vor 9 auf unseren Zimmern. Irgendwie hat uns dieser Tag alle ziemlich geschafft, auch wenn wir ihn die meiste Zeit im Bus verbracht haben.

Kommentare sind deaktiviert.