20.11.2014 – Von San Cristobal nach Palenque

Wir starteten wieder um 8 Uhr 10. Das Wetter war bedeckt und ziemlich bewölkt.
Vor uns lagen heute 470 Bumper und 201 km. Es sollten die letzten Bumper der Reise sein, doch wirklich glauben konnten wir das nicht. Dennoch stiegen wir gut gelaunt und erwartungsvoll in den Bus und machten uns auf den Weg nach Palenque.

Schnell relativierte sich die gute Laune, denn Thomas eröffnete uns, dass wir ihm noch die 2000 Pesos für den Taxifahrer von gestern schuldeten. Wir versuchten ihm zwar zu erklären, dass wir seine Sicht nicht teilten und der Meinung waren, Papaya Tours müsste für das Taxi aufkommen. Doch das sah Thomas wegen der Mehrheitsentscheidung ganz anders. Entsprechend ruhig wurde es dann im Bus und wir fuhren erst einmal los.

Zunächst wurden wir auf unserem Weg von dichtem Nebel begleitet. Das Wetter schien uns nicht zu mögen, denn wir fürchteten, dass es jetzt bis nach Yucatan so bleiben würde. Die Landschaft wurde tropischer, die Luft feuchter und die Haut begann zu kleben. Die Blätter wurden immer gewaltiger, selbst die Bäume waren riesig. Gewaltige Bananenstauden säumten den Weg.

Als wir am Vormittag unsere erste Pause machten, wurde die Stimmung plötzlich hektisch. Es gab ein paar laute Worte und mit einem Mal löste sich auf, warum so eine komische Stimmung im Bus herrschte. Unser Guide Juan, der uns bis zum Papageienloch begleitete, hatte Thomas eine SMS geschrieben in der er behauptet hatte, wir hätten ihn und den Taxifahrer im Stich gelassen und wären einfach ohne zu bezahlen verschwunden! Aber als wir sechs Thomas dann erklärten, wie die Situation wirklich gewesen war, wurde schnell klar, das Juan hier die Unwahrheit gesagt hatte. Nachdem dieses offene Problem geklärt war, wurde die Stimmung im Bus wieder gelöster. Schade nur, dass die anderen uns so ein Verhalten zugetraut hatten und Thomas bei uns nicht nachgefragt hat!

Wir kamen bei Agua Azul an, den bekannten mexikanischen Wasserfällen mit dem blauen Wasser.  Als wir ausstiegen sahen wir, dass viel für die Verbesserung dieser Anlage gemacht wurde. Bauerabeiter waren dabei, Löcher auszuheben und Rohre zu verlegen, wie wir von Thomas erfuhren für die neue Abwasseranlage. Dazwischen hatten die Händler ihre Stände aufgebaut und alle paar Meter konnten wir die frischen Früchte auf den Ständen sehen, die zu Fruchtsäften verarbeitet wurden. Wir nahmen uns bereits auf dem Hinweg vor, beim hinuntergehen wieder einen dieser leckeren, frisch gepressten Säfte zu kaufen. Der Geschmack von frischen Früchten ist einfach unvergleichbar! Aber zumindest wurden frische Minibananen und Chifles gekauft. Die Chifles schmeckten in Peru aber besser!

In der Reisebeschreibung war erwähnt worden, dass es möglich sei, in dem blauen Wasser von Agua Azul zu schwimmen. Die beste Möglichkeit laut Thomas sollte oben an der Quelle sein. Er gab uns zwei Stunden Zeit bis zur Weiterfahrt nach Misol Ha. Einerseits wollten wir keine Zeit verlieren, um die Gelegenheit wahrzunehmen, im blauen Wasser dieses bekannten langgezogenen Wasserfalls zu baden, andererseits lud der Weg immer wieder zum verweilen und fotografieren ein. In kleinen Grüppchen gingen wir langsam hinauf zur Quelle des Wasserfalls und blieben einige Mal stehen.

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Über breite Felsstufen stürzten gewaltige Wassermassen kaskadenförmig herab. Obwohl die Stufen relativ flach schienen, konnte man sich in der Nähe der Fälle nur laut unterhalten. Von einem besonders schönen Aussichtspunkt konnten wir auf zwei sich aufeinander zu bewegenden Läufe blicken, die sich auf einer steinernen Plattform vereinigten und dann gemeinsam über die blanken Steinen herniederstürzten. Von der spritzenden Gischt waren alle Steinwege ziemlich rutschig und wir mussten aufpassen, nicht hinzufallen.
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Als wir dem Lauf des Flusses weiter hinauf folgten kamen wir tiefer in ein bewaldetes Gebiet. Hier gab es eine Stelle, an der

Kajakfahrer ihre Boote ins Wasser liessen.
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Wahnsinn, die hatten tatsächlich vor, über die Stufen des Wasserfalls hinunter zu fahren! Wir blieben ein paar Minuten stehen und verfolgten, wie ein Kajakfahrer erst einmal ein paar Dehnungsübungen machte, bevor er sich ins Wasser begab und dort im sicheren Wasser herumfuhr und seine Übungen fortführte. Dann erst fuhr er über die erste Schwelle hinab und verschwand hinter einem großen Stein.

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Wir kamen immer weiter hinauf, immer am Wasserfall entlang. Aber nirgendwo sah das Wasser besonders blau aus. Da es die vergangenen Tage geregnet und gestürmt hatte, war der Grund des Flußes aufgewühlt worden.
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Wir hatten einfach Pech, dass Wasser nicht blau zu sehen. Es gab Badestellen, aber richtig einladend war das Wasser nicht. Erst als die Zeit schon langsam knapp wurde und wir am Endpunkt angelangt waren, sahen wir die blaue Quelle. An einer kleinen Brücke sprudelte das Wasser blau aus dem Berg heraus und wir hatten den Beweis, dass Agua Azul keine Illusion war. Aber baden wollte keiner mehr und darum gingen wir langsam wieder zurück Richtung Bus.
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Kurz vor Ende des Weges hielten wir noch an einem Stand und kauften und beide jeder einen Becher frisch gepressten Fruchtsafts.
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Sehr lecker!

Weiter ging es zum nächsten Wasserfall, Misol Ha. Thomas sagte, dieser Wasserfall wäre etwa eine halbe Stunde Busfahrt entfernt. Aber das war eine mexikanische Angabe, denn wir benötigten für die kurvenreiche Strecke doch wieder eine ganze Stunde. Dann hatten wir Misol Ha erreicht. Dieser Wasserfall war wieder ganz anders als Agua Azul. Während der blaue Wasserfall sehr lang und über viele Stufen führte, war Misol Ha einfach eine hohe Klippe, über die das Wasser unter lautem Getöse herunterstürzte. Die Gischt traf uns selbst am eigentlich sicheren Aussichtspunkt 50 Meter entfernt. Die Steine am Rand des natürlichen Pools waren auch hier nass und wieder sehr rutschig. Heftig schlug das Wasser gegen die Steine, die den Pool umrandeten.

Wir sahen ein paar Menschen, die vollkommen durchnässt von einem kleinen Weg zurückkamen, der hinauf zum Wasserfall führte. Auf unsere Nachfrage erklärte Thomas, dass es die Möglichkeit gab, hinter den Wasserfall zu gehen. Super! Das wollten wir machen. Mußte man sich dazu ausziehen? Nein, meinte Thomas, er ist da das letzte Mal in Kleidung durchgegangen. Doch als wir näher kamen und erkannten, wie stark das Wasser spritze und das sich andere mutige auszogen und Badekleidung anzogen, entschieden auch wir uns dafür, unsere Badesachen anzuziehen. 
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Also ging es hin und wir (Sibylle, Linda, Kerstin, Sebastian und ich) begannen uns auszuziehen. Jörg bot sich an, auf unsere Rucksäcke und Klamotten aufzupassen. Ich packte die GoPro aus und war wieder einmal froh, mir dieses Spielzeug vor dem Urlaub gegönnt zu haben. So bepackt wagten wir uns über die glitschigen Steine hinab und hinter das herabstürzende Wasser! Wir waren noch gar nicht richtig angekommen, da hatte es uns schon komplett erfaßt. Wie ein Eimer Wasser, der sich über uns ergossen hatte, standen wir da wie begossene Pudel. Lautes Getöse machte es fast unmöglich, sich zu verständigen. Ein Italiener, der sich uns angeschlossen hatte, machte Fotos von uns und hatte sichtlich genauso viel Spaß an diesem Erlebnis wie wir!

Wir genossen jauchzend die Gischt, die uns ins Gesicht spritze und ließen unserer Freude freien Lauf. Da war es egal, dass Sibylle durch die Kraft des Wassers eine Kontaktlinse im Auge verrutschte und sie für ein paar Augenblicke Schwierigkeiten hatte, zu sehen. Aber schnell war wieder alles in Ordnung. Ich bin gespannt auf die Bilder der GoPro, die hier wieder zu Einsatz gekommen ist.

Schnell wurde es kalt und wir kehrten wieder zurück zu unseren Sachen und wir zogen uns wieder an. Dann ging es wieder zum Bus.

Im Dunkeln kamen wir in Palenque an. Es war eine wirklich schöne Anlage, die Villa Mercedes. Die Zimmer waren extrem sauber, die Duschen wunderschön und wir fühlten uns wohl. Wir riskierten noch einen kurzen Sprung in den Pool und schwammen ein paar Runden, bevor es zum Abendessen ging.

Das Hotel hatte ein sehr nettes Ambiente. Die ganze Anlage wirkte sehr goßzügig. Auch das Restaurant bot sehr viel Platz für etliche Reisegruppen. Sibylle und ich hatten uns mit Kerstin, Jörg, Linda und Sebastian sowie Anja und Alex zum essen verabredet. Als Sibylle und ich etwas vor der verabredeten Zeit ins Restaurant kamen, saßen die anderen aus der Gruppe bereits an einem gemeinsamen Tisch vor einem Glas Wein oder Bier und unterhielten sich. Wir warteten ein paar Minuten, dann gingen wir mit Kerstin und Jörg, die inzwischen gekommen waren, hinein und suchten uns einen schönen Tisch.

Sibylle hatte sich Dreierlei Tamales bestellt. Es war ein netter Abend mit angeregter, fröhlicher Unterhaltung. Während des Essens stupste Sibylle mich plötzlich an. Ich sah sie und blickte in ihr erchrockenes Gesicht. Sie hatte den Mund verschlossen und zeigte mit der Hand darauf! Die Zähne! Das Provisorium, ging es mir durch den Kopf! Rasch stand Sibylle auf und verließ das Restaurant. Als sie ein paar Minuten später zurückkam erklärte sie uns, das nun ihr Zweikomponentenkleber, den sie vom Zahnarzt bekommen hatte, tatsächlich zum Einsatz gekommen war. Sie hatte sich ins Hotelzimmer gesetzt und den Kleber angerührt und sich das herausgebrochene Provisorium selber wieder eingesetzt. Bodo wäre stolz auf sie!

Nach diesem aufregenden und für uns anderen leckeren Abendessen ging es dann ins Bett und wir freuten uns auf den nächsten Tag.

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