18.11.2014 – Von Tehuantepec nach San Cristobal

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir die Klimaanlage über Nacht angelassen hätten, denn als unser Wecker um viertel vor 6 klingelte, war es schon wieder sehr schwül und warm.

Ein kurzer Blick aus dem Fenster auf den Pool vor unserem Fenster und die Bäume dahinter zeigte uns, dass der Wind keineswegs abgeflaut war. Die Äste bogen sich und verstreuten ihre Blätter über den frisch gesprengten Rasen. Frühes Aufstehen im Urlaub ist nicht schön, aber da wir wegen der Fahrt nach San Cristobal und unserer Fahrt im Canon de la Sumidero rechtzeitig um 8 Uhr losfahren wollten, mussten wir den Wecker so früh stellen und uns aus dem Bett qäulen. Zum Koffer packen ist hier abends kaum Zeit.

Nach dem typischen Reise-Frühstück – bestehend aus Toast und Marmelade sowie Rühr- oder Spiegelei mit Schinken oder Käse – ging es gestärkt in den Bus und auf die Fahrt nach San Cristobal. Auch wenn wir durch die getönten Scheiben des Busses nicht sehr hinaussehen konnten – zumindest war es für das fotografieren nicht optimal – konnten wir doch sehen, dass es immer noch sehr windig war. Je länger wir unterwegs waren, desto tiefer bogen sich die Bäume und Palmen unter dem über das Land ziehenden Wind. Thomas hatte uns erklärt, dass wir uns hier an der schmalsten Stelle von Mexiko waren, wo es zwischen den beiden Küstenseiten nicht sehr weit war. Der Wind kam vom Ozean und fegte über das Land.

Wir kamen nach La Ventosa und sahen schon unter den ersten Brücken, dass hier Lkws mit Anhängern Schutz vor dem Wind gesucht hatten. Wir fuhren weiter. Salvadore hatte sichtlich Mühe das Auto zu lenken, den der Wagen wackelte ganz schön. Aufgrund der Höhe unseres Sprinters bieten wir auch eine recht hohe Windangriffsfläche im Verhältnis zu unserem Gewicht. Links und rechts der Straße bogen sich die vereinzelt herumstehenden Palmen noch weiter herunter. Der Park aus Windkrafträdern war außer Betrieb, als Schutzmaßnahme vor den hohen Windgeschwindigkeiten. Vor uns tauchten die Rücklichter von Lkws und Bussen auf. Salvadore wurde langsamer und hielt schließlich an. Der Verkehr war zum erliegen gekommen.

Thomas beschloss, sich zu erkundigen, was passiert war und stieg aus dem Auto. Er konnte kaum die Autotür schließen, weil der Wind mit aller Kraft dagegen hielt. Schräg gegen den Wind anlaufend suchte sich Thomas seinen Weg zwischen den wartenden Autos. Währenddessen setzte Salvadore unseren Bus langsam zurück und suchte hinter einem größeren Reisebus Schutz. Bald sahen wir Thomas zurückkommen. Er hatte Schwierigkeiten, auf den Beinen zu bleiben. Als er in den Bus zurückkam, riß es ihm die Tür aus der Hand und sie donnerte gegen seinen Oberschenkel. Das tat weh!

Thomas eröffnete uns, dass vorne ein Lkw umgekippt war und die Straße versperrte. Es gab kein vorbeikommen und selbst wenn, es wäre für unseren Bus im Moment zu gefährlich. Also drehten wir um und fuhren ein paar Kilometer zurück zu einer Tankstelle. Hier erkundigte sich Thomas nach der Wetterlage und erfuhr, dass es besser wäre, wenn wir einen anderen Weg nehmen würden. Nach einer kurzen Stärkung und Toilettengang machten wir uns dann auf den etwa 3 mal längeren Weg nach San Cristobal. Das Problem war, dass Thomas die Strecke nicht kannte und auch Salvadore sie bisher nur einmal gefahren war. Wir mussten einmal gen Norden fahren, ganz bis zur Küste und dann wieder gen Süden. Insgesamt würden wir ca 8 Stunden im Bus sitzen müssen. Das wäre die längste Distanz, die wir bisher zurücklegen mussten.

Aber es gab keinen anderen Weg, um nach San Cristobal zu kommen. Leider würden wir dadurch nicht mehr die Fahrt durch den Canyon de la Sumidero machen können. Thomas beruhigte uns dann aber schnell und meinte, dass diese Bootsfahrt einfach auf den nächsten Tag verschoben wird. Das beruhigte uns, denn diese Fahrt sollte eines der Highlights der Reise sein! Aber wir verloren unseren Humor nicht. Thomas verkündete, dass nun eine Fahrt mit abenteuerlichen Kurven, niedlichen Talsperren und schönen Täler vor uns läge, die er selber noch nicht kannte, Der Wind, der uns noch eine ganze Zeit begleitete, hatte Umwerfstärke.

Wir kamen in den Bundesstaat Vera Cruz, den ich bisher nur aus dem berühmten Western kannte. Auch wenn die Landschaft teilweise recht nett anzuschauen war und für alle sehr interessant, war das sitzen im Bus doch sehr anstrengend. Es war teilweise sehr heiß, dann wieder sehr zugig durch die geöffneten Fenster. Der Bus war einfach zu eng. Er war gemacht worden für Mexikaner, und die haben nun mal eine andere Durchschnittsgröße als Europäer. Je höher wir an den nördlichen Teil von Mexikos Küste kamen, desto stärker wurde der Wind. Statt schöner Täler und netter Talsperren bekamen wir Wind, Regen und überschwemmte Felder zu sehen. Dunkle Wolken begleiteten uns und ich wartete nur noch auf die ersten Blitze, die über den Himmel ziehen würden. Aber es kam kein Gewitter.

Nach etwa 4 Stunden Busfahrt kamen wir nach Coatzacoalcos am Meer. Wir suchten uns ein einheimisches Restaurant und genossen die Möglichkeit, frischen Fisch zu essen. Das Essen war ok, aber Sibylle’s Fisch war leider zu lange gebraten und dadurch zu trocken. Während wir aßen, kamen wieder Mariachi Musiker hinzu und platzierten sich direkt hinter uns und begannen zu spielen. Gut gestärkt fuhren wir mit dem Bus noch den halben Kilometer zum Ozean. Beim aussteigen wurden wir fast weggeweht.

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Sand wehte uns in die Augen und wir stiegen ganz verwuselt und zerzaust wieder in den Bus, so dass es gegen 15 Uhr 30 weiterging. Über den Rest der Reise gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Wir versuchten, keinen Lagerkoller zu bekommen und lenkten uns ab, so gut es ging. Doch als es dunkel wurde, machte sich die Müdigkeit breit und es wurde ganz ruhig im Bus. Gegen 21 uhr 30 kamen wir in San Cristobal an. Es regnete Bindfäden und wir sahen außer ein paar Lichtern nichts von der Stadt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir inzwischen 9 Stunden reine Fahrzeit hinter uns. Leider benötigten wir bis zum Hotel nun etwa eine weitere Stunde, weil es in unserem gebuchten Hotel einen Wasserrohrbruch gegeben hatte und weder Thomas noch der Fahrer die genaue Adresse des Ersatzhotels kannten. Wir fuhren erst ein bißchen planlos durch die Stadt, dann kam Thomas auf die Idee, einen Taxifahrer zu fragen. Aber auch der kannte den Weg nicht wirklich, denn er fuhr in eine ganz falsche Richtung. Erst nach einer weiteren Dreivierrelstunde kamen wir am Hotel an und konnten einchecken. Was für ein Tag! Todmüde fielen wir ins Bett. Nachtrag: am nächsten Tag erfuhren wir, dass eine Gruppe von Franzosen, die mit einem großen Reisebus unterwegs war und kurz vor uns in Tehuantepec gestartet war, die Sperrung bei La Ventosa passieren konnte. Allerdings gerieten sie unterwegs in eine Straßensperre und mußten dort einen Umweg nehmen. Sie kamen 30 Minuten vor uns in San Cristobal an, hatten dafür aber kein Mittagessen und keine Möglichkeit zu einem Stop unterwegs. Unsere Entscheidung, den längeren Umweg zu nehmen, war im Nachhinein also goldrichtig gewesen.

2 Kommentare

  • Karl und Helga sagt:

    Ihr Lieben,
    So ein anstrengender Tag und nicht viel gesehen. Meine Anerkennung
    an die Leistung des Fahrers.
    Liebe Grüße aos Klecken
    von uns beiden.

  • ingrid sagt:

    Hallo ihr beiden
    Habe eure beiden Berichte gelesen und habe mich
    gefreut von euch zu höhren .. Eure Bilder sind super
    der Baum ist gigantisch
    Ich wünsche Euch noch weitere tolle Eindrücke
    Liebe Gruesse aus dem inzwischen sehr nebligen Hamburg
    Ingrid