11.11.2014 – Queretaro – Jalpan

Um 6 Uhr klingelte der Wecker, da wir um 8 Uhr aufbrechen wollten. Weil das WLAN in den Zimmern nur sehr schlecht verfügbar war, ging ich hinaus in den direkt vor den Zimmern liegenden Frühstücksbereich und übertrug die Daten für Tag 2 in den Blog. Das Hausmädchen war dabei, alles für unser Frühstück anzurichten. Aber es schien nur Toast, Obst und Müsli zu geben. Nach und nach kamen die anderen Reisenden aus ihren Zimmern und wir frühstückten. Von Kai war nichts zu sehen.

Hatten wir auf den anderen Reisen den Reiseleiter immer als erstes beim Frühstück gesehen, weil vor dem Tagesprogramm immer noch so viel zu erledigen und organisieren war, sahen wir Kai niemals etwas essen. Wir sahen ihn trinken, meist Saft oder Tequila. Auch an diesem Tag, dem Beginn des Faschings, erschien Kai erst um kurz vor 8. Er erklärte uns sogleich, das er sich in Queretaro eigentlich gar nicht auskennen würde und nur von Thomas, dem anderen Reiseleiter, den wir ab Donnerstag haben würden, eine kurze Einführung bekommen hatte.

Wir trotteten Kai hinterher durch die nette kleine koloniale Altstadt von Queretaro, mit seinen bunten Häusern. An vielen Häusern war die Farbe schon verwittert, aber einige hatten neues Blau oder Orange aufgetragen. Zunächst ging Kai an einigen schönen Kirchen ohne Erklärung einfach vorbei. Er hielt erst an, als wir vor einer kleinen Kapelle auf einem Platz standen und ins Tal sehen konnten, durch den sich ein beeindruckendes Aquädukt zog. Dieses Aquädukt wurde bereits 1726 gebaut. Von diesem Punkt starteten wir unseren Stadtrundgang. Ein paar Meter von der Kapelle entfernt standen wir vor einer ca. 3 Meter hohen Steinmauer, in dem ein großes Loch klaffte. Das Loch war duch ein grobes Gitter verschlossen. Kai erklärte uns, das sich hinter der Mauer der letzte Zufluchtsort von Kaiser Maximilian befand und das das Loch durch eine Kanonenkugel zustande gekommen ist. Hinter diesen Mauern war Kaiser Maximilian erschossen worden. Kai führte uns dann weiter zu einem Franziskaner Kloster, das er um 9 Uhr mit uns besichtigen wollte. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer netten kleinen evangelischen Kirche vorbei. Hier wurde laut und fröhlich gesungen und getanzt. Es war wie vor zwei Jahren in Südafrika, als wir in Pretoria eine ähnliche Kirche besucht hatten. Leider mussten wir weitergehen.

Das Kloster war nur ein paar Meter die Straße herunter, doch als wir dort ankamen war noch alles geschlossen. Wir warteten ein paar Minuten, doch auch als es schon 9 Uhr war, wollte uns keiner die Tür öffnen. Langsam gingen wir dann wieder zurück zum Hotel, um auszuchecken. Der Plan für den heutigen Tag hatte sich geändert. Wir hatten gestern erfahren, dass seit 1 1/2 Monaten die Straße zur Puente de Dios gesperrt ist und wir dort nicht hinkommen werden. Statt dessen würden wir heute ein Ersatzprogramm bekommen. Wie dieses Ersatzprogramm aussieht, konnte Kai uns nicht sagen. Das würde uns der lokale Guide Ivan sagen.

Ivan, ein ungewöhnlicher Name für einen Mexikaner, machte einen relativ gelangweilten Eindruck auf mich. Er scheint nicht wirklich Lust zu haben, uns zu führen. Um viertel nach 10 fuhren wir los in Richtung Jalpan. Unterwegs gab es einen kurzen Stopp, um Kokosnüsse zu kaufen und Kokossaft zu probieren. Kai hatte sich nach hinten in den Bus gesetzt. Er erklärte Gaby, Irmi und Wolfgang die Maya Schrift. Kai ist so in diese Tätigkeit vertieft, das er nicht mitbekommt, das unser lokaler Guide Yuri eingeschlafen ist und den Fotostopp des Monolithen bei Bernal einfach vergisst. Es stellt sich hierbei auch heraus, das unser Ersatzprogramm so aussieht, dass wir heute das Programm machen, das eigentlich für übermorgen vorgesehen war und das aus einer Wanderung zum Wasserfall El Chuveje bestand.

Leider mußten wir Kai erst darauf aufmerksam machen. Er schien keine Ahnung zu haben, wie unser Programm im einzelnen aussieht. Aber das ist inzwischen nicht mehr verwunderlich, wenn wir ihn so über den Tag erleben. Es wurde durch die Diskussion mit Kai sehr deutlich, das er eigentlich recht schlecht auf diese Reise vorbereitet ist. Diese Stimmung kann auch nicht die landschaftlich sehr schöne Sierra Gorda retten, die an uns vorüberzieht. Linda ist diejenige, die den Fahrer und den Guide immer wieder fragt, wie lange es eigentlich noch ist. Immer wieder kommt die Antwort: wir sind gleich da oder noch 30 Minuten. Die gesamte Fahrt zum Wasserfall sollte nur 2 1/2 Stunden dauern, wir sind aber schon 3 unterwegs und immer noch nicht da.

Gegen 14 Uhr 45 biegt das Auto dann in einen nicht asphaltierten Weg ab, der den Berg hinunter führt. Mit einem Mal bleibt der Wagen stehen. Vor uns ist ein Teil er Straße weggebrochen. Aber Ivan meint, da kommen wir trotzdem drüber weg. Also fährt Salvatore, der Fahrer, vorsichtig weiter. Es waren dann auch nur noch wenige hundert Meter bis zu einer kleinen Brücke, wo bereits ein Schild prangte mit dem Wegweiser zum Parkplatz. Um 15 Uhr starteten wir dann unsere Wanderung zum Wasserfall.

Start der Wanderung zum El Chuveje Wasserfall

Start der Wanderung zum El Chuveje Wasserfall

Kai, der diese Wanderung offensichtlich noch nie gemacht hatte, war der Meinung, wir wären ca. 1 1/2 stunden unterwegs, pro Richtung. Der Weg durch den Regenwald erwies sich als wunderschön. Wir mussten zwar aufpassen, das wir bei den nassen Steinen nicht abrutschten, aber das schafften wir alle.

Die Wanderung war lustig und wir verstanden uns alle sehr gut. Es wurde viel gelacht und miteinander herumgealbert oder auch einfach nur nett unterhalten. Kai und Ivan versuchten zwar immer mal wieder etwas zu erklären, aber sie warteten einfach nicht ab, bis alle da waren. Sie fingen einfach an, sobald sie soweit waren.

Wassertreppen

Wassertreppen

Wir kamen vorbei an einem treppenförmig angelegten Wasserlauf, über den eine grüne Brücke führte. Dahinter schien der Regenwald dann richtig zu beginnen. Die Blätter wurden grüner und größer und die Luft noch etwas feuchter.

Am Wasserlauf

Am Wasserlauf

Und mit einem Mal hörten wir das rauschen von herabfallendem Wasser. Noch ein paar Meter und wir sahen durch das Blattwerk den Wasserfall El Chuveje.

Kurz vor dem Ziel

Kurz vor dem Ziel

El Chuveje

El Chuveje

Es war 15 Uhr 30 und wir hatten nur 30 Minuten benötigt. Keine Ahnung, wie Kai auf 90 Minuten gekommen war. Nach einiger Zeit traten wir den Rückweg an und waren sogar in knapp 20 Minuten wieder bei den Toiletten.

Da die meisten von uns noch nicht ausgepowert waren, fragten wir Kai, ob wir nicht einfach bis zur asphaltierten Straße den Weg zu Fuß gehen könnten. Er hatte nichts dagegen, außerdem waren Irmi, Gaby, Wolfgang und Maru schon unterwegs nach oben. Sie hatten sich offensichtlich auch noch nicht ausgelastet gefühlt. Der Weg war zwar etwas steil und anstrengend, aber es war sehr viel erfrischender, als die ganze Zeit im Bus zu sitzen.

Eine Blume am Wegesrand

Eine Blume am Wegesrand

Oben an der Straße wurden wir dann aufgesammelt und es ging weiter nach Jalpan, wo wir gegen 17 Uhr ankamen.

Mehr oder weniger schnell wurde eingechekt, dann machten Sibylle, Linda, Sebastian und ich noch eine kleine Besichtigung der schmucken Altstadt. Besonders interessant war die leuchtend orangefarbene Kirche, die sich direkt gegenüber unseres Hotels befand. Ihr Erbauer war ein Priester, der später auch für die Gründung der Städte San Diego, San Francisco und Santa Clara verantwortlich war. Leider gab es in der Altstadt nicht viel mehr interessantes zu sehen, so dass wirschnell wieder im Hotel waren und unter der Dusche verschwanden, bevor es dann zum Abendessen ging.

Das Abendessen selber war leider eine Enttäuschung. Zwar war das Essen lecker, aber paniertes Hühnerfleisch und Nudeln in einer Käse-Sahne Soße würde ich nicht unbedingt als ein typisch mexikanisches Essen bezeichnen. Für den morgigen Abend baten wir Kai dann darum, das er in dem Hotel Besheid sagt, das wir etwas typisch mexikanisches haben möchte. Auch nach dem Essen war es sehr lustig. Kai kam nach dem Essen dazu, angeblich hatte er schon Tortillas gehabt, und bestellte sich einen Tequila. Für mich sah es so aus, als wäre es ein doppelter Tequila. Aber anscheinend wird in Mexiko anders ausgeschenkt. Überhaupt scheint Tequila sein Lieblingsgetränk zu sein, denn direkt nach der Wanderung hatte er sich von einem der Guides oben beim Eingang zum Wasserfall eine Flasche mit einem Rest Tequila geben lassen. Es war ein sehr netter und lustiger Abend und vor allem war es schön, das wir uns in der Gruppe langsam kennenlernten. Bisher war alles sehr harmonisch und friedlich, sehr lustig eben. Da konnte uns auch das schlechte Wetter draußen nicht schrecken, denn inzwischen hatte es heftig zu regnen begonnen. Auch für morgen war Regen angesagt. Mal sehen, wie sich das auf die Wanderung im Schloss von Edward James auswirken würde.

2 Kommentare

  • Helga und Karl sagt:

    Ihr Lieben,
    nach langer Wartezeit kamen heute (13.11.14) zwei Berichte.
    Schade, daß Euer Reiseleiter solche Nulpe ist. Aber dadurch
    habt Ihr auch ganz besondere Erlebnisse. Und da Ihr gut? spanisch
    sprecht, kommt Ihr sicher klar. Teotihuacan habt Ihr wenigstens ausführlich
    gesehen. Und für Euch ist ja alles neu, darum finde ich nicht so schlimm,
    wenn man andere Dinge sieht als vorgesehen.
    Mit leisem Neid viele Grüße
    Helga und Karl

  • ingrid & wolfgang sagt:

    Schade, dass Ihr als Reiseleiter diese Pfeife habt. Wie waren wir doch in Peru von unserer Andrea verwöhnt.