19.11.2010: Abschied in Cuzco

Letzter Tag der Peru Reise. Man merkt schon beim Frühstück, dass sich eine leichte Melancholie breit macht. Die Gesichter der Mitreisenden sind nicht mehr so unbeschwert wie noch vor ein paar Tagen. Wir haben heute auch nur ein halbes Programm und darum ist der offizielle Weckruf auch erst um 7 Uhr. Alle unsere Aktivitäten spielen sich heute in unmittelbarer Umgebung von Cuzco ab. Der Bus bringt uns pünktlich um 8 Uhr 30 an die Stadtgrenze von Cuzco, hinauf auf den Hügel, von dem wir bereits gestern außerplanmäßig einen wunderbaren Blick auf die Stadt Cuzco hatten. Hier liegt auch die rätselhafte Tempelanlage von Kenko, deren Steinquader in einem Labyrinth angeordnet sind. Pepe ist wie immer äußerst gewissenhaft und mit Begeisterung bei seinen Erklärungen, aber es läßt sich leider nicht leugnen, dass einige aus der Gruppe nicht mehr ganz aufnahmefähig sind. Das ist sehr schade für Pepe und Andrea, die sich wirklich die allergrößte Mühe geben, uns ihr Wissen weiterzugeben, aber nach 18 aufregenden und äußerst ereignisreichen Tagen fällt es einfach schwer, noch weitere Informationen aufzunehmen.

Aber wir bewundern zumindest die Bauwerke und die kleinen Altäre, die uns Pepe zeigt. Er erklärt uns die verschiedenen Theorien, was diese Tempelanlage sein könnte. Sicher ist, dass hier auf jeden Fall auch Tiere geopfert wurden, denn man hat bei Grabungen Knochen von Tieren gefunden. Wir erfahren auch, dass die Menschen auch heute noch Opfergaben bringen, obwohl sie mittlerweile auch dem christlichen Glauben zugetan sind. Aber es ist eben schwer, die alten Rituale so einfach zu verdrängen oder gar auszulöschen, damit geht auch immer ein Teil der Kultur verloren. Und das wäre wirklich sehr schade.

Nach dem Besuch von Kenko geht es mit dem Bus weiter nach Sacsayhuaman. Dieser als Festung bezeichnete Ort liegt gerade einmal eine Autominute von Keno entfernt, wir hätten auch zu Fuß gehen können, aber wir werden gefahren. In den Reiseführern wird dieser so schwer auszusprechende Ort als Festung bezeichnet, aber Andrea macht uns wieder einmal deutlich, dass vieles gegen diese weitläufige Theorie spricht. Wir stehen auf einem Hügel und schauen hinab auf die Anlage und hören den Erklärungen von Andrea zu.

Es klingt sehr plausibel, was sie uns erklärt. Nur weil dort unten gewaltige Steinmauern stehen, hat das noch lange nicht zu bedeuten, dass dies eine Festung war und militärischen Zwecken diente.

tag 17 - 01

Die gigantischen Mauern aus der Inkazeit stellen auf jeden Fall ein Heiligtum dar, und zwar das Hauptheiligtum der Oberstadt. Eine Theorie besagt, dass die Steine so angeordnet sind, dass die Mauern den Kopf eines Pumas darstellen könnten, eine andere Theorie erklärt die leicht im Zickzack verlaufenden Mauern als Darstellung eines Blitzes. Auch dies ist keine so abwegige Theorie, denn Cuzco liegt mit seiner exponierten Lage inmitten der Berge mitten in einem Gebiet, das häufig von Gewittern heimgesucht wird. Das wir auf unserem Besuch hier nur Sonne haben, ist schon sehr ungewöhnlich!

 

Wir haben nach den Erklärungen wie immer genügend Zeit, um über die Anlage zu spazieren. Das ist wirklich sehr beeindruckend. Konnten wir vielleicht den Worten von Pepe und Andrea heute nicht unbedingt mehr folgen, die Bauwerke sprechen ihre eigene Sprache und beeindrucken uns über alle Maßen. Direkt vor diesen riesigen Steinen stehend wirken wir Menschen klein und unbedeutend. Es ist unvorstellbar, das Menschen so etwas gewaltiges und schönes erschaffen haben.

tag 17 - 02

Wieviel Menschenkraft muß in diese Anstrengung eingeflossen sein? Wir wissen es nicht, aber wir honorieren die Leistung und sind einfach nur schwer beeindruckt!

Nach diesem Besuch gehen wir über eine lange Treppe hinunter in die Stadt Cuzco. Wir besuchen das Projekt Kleine Menschen. In einer privat finanzierten Organisation wird bedürftigen Kindern die Gelegenheit gegeben, ein vernünftiges soziales Umfeld kennenzulernen, Schulbildung zu erhalten und handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen. Neben den praktischen Dingen wird den Kindern hier auch Liebe, Geborgenheit und Respekt entgegengebracht. Dies sind Dinge, die diese Kinder von ihren leiblichen Eltern leider aus verschiedenen Gründen nicht so mitbekommen. In dieser Organisation werden sie aufgefangen und man versucht unter fachkundigen Augen, aus den kleinen Menschen große Menschen mit einer Zukunft zu machen. Wir sind sehr beeindruckt von dem, was uns hier erzählt wird und die Besuche in den Workshops sind ebenfalls sehr aufschlußreich. Es ist schon beeindruckend, was die Kinder hier lernen und was sie alles aus Holz und Metall herstellen können. Das wichtigste war einfach, das hier jemand ist, der ihnen Respekt und Selbstvertrauen gibt!

Nach diesem Besuch ist für uns Freizeit. Wir gehen zunächst zurück ins Hotel und entspannen etwas im Innenhof des Hotels. Dort sitzen wir einige Zeit zu sechst zusammen und unterhalten uns, bis plötzlich Anke und Dieter um die Ecke kommen!

Es ist schon ein verrücktes Gefühl, die Freunde mit einem Mal auf der anderen Seite der Erde zu treffen. Aber es ist auch ein schönes Gefühl. Nachdem die beiden sich etwas frisch gemacht haben gehen wir noch etwas in die Stadt und setzen uns in unser Lieblingsrestaurant, das ChiCha. Es gibt schließlich eine ganze Menge an Informationen auszutauschen über Peru und über den Regenwald, wo die beiden gerade waren.

tag 17 - 04

Um 18 Uhr ist dann unser Abschiedsdrink im Hotelrestaurant. Andrea läßt auf ihre unnachahmliche Weise die ganze Reise noch einmal Revue passieren. Es ist schön, wie sie wieder die richtigen Worte findet und uns all die schönen Dinge wieder in Erinnerung ruft, die wir aufgrund der Reizüberflutung schon fast ein wenig vergessen hatten. Aber als sie dann von der Sonneninsel im Titicacaseee erzählt oder von Machu Picchu, da ist sofort alles wieder da. Aber auch die Wanderungen kommen nicht zu kurz. Sie berichtet so schön von diesen Erlebnissen und den Gefühlen, die uns als Gruppe zusammengeschweißt haben, dass es einen wirklich berührt. Es ist in so einer großen Gruppe von 18 Personen gar nicht möglich, dass jeder mit jedem engen Kontakt bekommt. Das ist sehr schade, aber leider sehr schwer zu ändern. Wir sind alles Individuen und sind nur bedingt gegeneinander austauschbar. Aber es war ingesamt eine sehr harmonische Mischung von einzelnen Individuen, so dass diese Reise zu einem vollen Erfolg wurde. Maßgeblich dazu beigetragen hat aber Andrea, die mit ihrem Einsatz und ihrer unermüdlichen Freude und Begeisterung für dieses Land alles so einfach und locker gemacht hat. Sie hat soviel Freude vermittelt, gepaart mit Fachkompetenz und dem richtigen Maß an Lokalkolorit, dass die Zeit viel zu schnell vergangen ist und wir alle uns fragen, wo nur die Zeit geblieben ist. Eben sind wir in Lima angekommen und nun müssen wir uns von den anderen trennen. Wir haben zwar die Adressen ausgetauscht, aber wer weiß, wie lange die Kontakte gepflegt werden.

Aber mit einem hatte Andrea Recht, so eine Reise schweißt zusammen und verändert einen Menschen für immer, man zehrt lange Jahre davon und in einer Gemeinschaft wie dieser ist man zu einem Teil der anderen geworden.

Nach dem Abschiedsdrink ging es dann noch zum Essen in das Lokal Inka Grill am Hauptplatz, das Essen dort war auch sehr lecker, aber leider war das Ambiente zu laut, um sich zu unterhalten. Das war schade, denn wir hätten gerne noch ein paar ruhige Minuten mit den anderen, zum Teil doch sehr liebgewonnenen Mitreisenden verbracht. Auf jeden Fall werden wir uns morgen früh noch in aller Ruhe von ihnen verabschieden und dann in unseren zweiten Urlaubsteil starten: das Abenteuer Galapagos!

 

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